Auswanderung Lippe-USANaturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V. |
Jerome C. Arpke. Ein Bachelor of Letters mit 600 Hektar Land Neues über den Chronisten der lippischen Siedler in Wisconsin
Es handelt sich wohl um die bekannteste lippische Auswanderergeschichte: Im Jahr 1847 brachen 112 Langenholzhauser auf, um sich in den USA eine neue Heimat aufzubauen. Einige starben auf der Fahrt über den Atlantik; einige trennten sich später von der Gruppe; der größte Teil siedelte unter Strapazen und abenteuerlichen Bedingungen gemeinsam in den Wäldern Wisconsins an einem Ort, den sie Herman tauften. Ein Sohn dieser Migranten veröffentlichte 1895 in Milwaukee einen deutschsprachigen Bericht über die lippischen Siedler. Dieser gut informierte und sprachmächtige Chronist war Jerome Clarence Arpke, dessen Eltern sich als Jugendliche im Tross der Langenholzhauser befunden hatten. Die Recherche Nancy Myers' Bislang haben nur wenige Informationen über Arpke vorgelegen. Nun konnten Dank der Hilfe der in Deutschland lebenden Amerikanerin Nancy Myers einige noch unbekannte Lebensdaten ermittelt werden. Nancy Myers betreibt engagiert Ahnenforschung, ist gut mit anderen Forschern vernetzt und verfügt über viel Erfahrung im Umgang mit amerikanischen Internetdatenbanken. Auf unsere Bitte führte sie bezüglich Jerome C. Arpke eine rasche Recherche in sowohl kostenlos als auch kostenpflichtig zugänglichen Datenbanken durch. Das Ergebnis dieser ersten, unsystematischen Recherche ist beachtlich. Es fanden sich im Internet Scans von Jerome C. Arpkes Heiratsurkunde aus dem Jahr 1905, eine Zeitungsannonce zu ebendieser Hochzeit, ein Foto seines Grabsteins, ein Foto von ihm selbst aus seinem Studienbuch von 1884 und andere verstreute Quellen mehr.
Mehr als 600 Hektar Land in Iowa Bei dem zweiten wichtigen Zeitungsausschnitt handelt es sich um einen Nachruf. Arpke, Jahrgang 1861, starb im Jahre 1919. Mit 58 Jahren erlag er einem Schlaganfall. Ein Artikel in der Zeitung „Republican“ aus dem Kossuth County in Iowa vom 26. März 1919 blickt auf das Leben des Einwanderersohnes zurück. Es geht daraus hervor, dass Arpke sowohl in Wisconsin als auch in Iowa dem „lumber business“, dem Handel mit Bauholz, nachging. Über mehrere Jahre habe er abwechselnd in Ledyard/ Iowa und Appleton/ Wisconsin gelebt, ist dem Nachruf zu entnehmen. Arpke besaß neben dem Holzgeschäft eine Farm; sein Grundbesitz allein in Iowa habe im Jahr des Todes, laut Nachruf, 1509 (U.S.)-Acres betragen, was etwa 610 Hektar entspricht. Jerome C. Arpke hatte es zu großem Wohlstand gebracht. Das Selbstverständnis des Chronisten Der Großgrundbesitz in Iowa war noch Zukunftsmusik, als Arpke 1895 die Chronik über die lippische Siedlung verfasste. Er hatte aber bereits sein Studium absolviert und war im Holzhandel in Wisconsin tätig. Sein Aufstieg war im Gange, und er spiegelt sich in der Chronik wider. Wenn Arpke das Lippe-Detmolder-Settlement in Herman/ Wisconsin als große Erfolgsgeschichte beschrieben hat, so liegt dies auch daran, dass sein Leben ausgesprochen erfolgreich verlief. Er gehörte zu den Siegern der Auswanderungswelle. Dieser Zusammenhang zwischen dem Selbstverständnis des Chronisten und der Tendenz seines Berichtes tritt durch die neu gewonnen Daten über Jerome C. Arpke deutlich hervor. Nancy Myers sei für die Recherche herzlich gedankt. Hinweise zu Arpkes Chronik Jerome C. Arpkes Bericht „Das Lippe-Detmolder-Settlement in Wisconsin“ aus dem Jahr 1895 befindet sich im Bestand der Lippischen Landesbibliothek Detmold. Der Text liegt auch online vor; und zwar in den „Digitalen Sammlungen“ der Landesbibliothek (siehe: s2w.hbz-nrw.de/llb/search/quick?query=arpke ) und auf einer Homepage des Genealogischen Arbeitskreises im Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe (siehe: www.lippe-auswanderer.de/Artikel/settlement.htm ). Lange Auszüge aus Arpkes Bericht finden sich außerdem in der Publikation „Lipper unterwegs. Reisende von 1800 bis 1918“, die der Lippische Heimatbund jüngst herausgegeben hat und die an anderer Stelle dieser Ausgabe von „Heimatland Lippe“ besprochen wird.
Hans-Dieter Hibbeln / Frank Meier aus: Heimatland Lippe, April 2013; S.88.
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