Lippische Rose

 Auswanderung Lippe-USA 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

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Einige Westfalen und Lipper der 1848er Revolutionszeit in Nordamerika
von P. Gleis, Riverdale, bei Washington, USA

Otto Dresel
Otto Dresel auf einer Zeichnung von Julius Geißler (1845)
Quelle: LLB Detmold

Otto Dresel, 1824 in Detmold geboren, studierte die Rechte in Jena und war eine Zeitlang Gerichtsbeamter in Detmold. Dort wurde er 1848 durch seine Zeitschrift "Die Waage" Führer des demokratischen Aufstandes. Nach der Neugestaltung des Staatswesen und Rückkehr der alten Regierung wurde er des Staatsverrats angeklagt und zu Gefängnis verurteilt. Er entkam aber nach Bremen, wo ein freundlicher Schiffskapitän ihn im Schiff versteckte, und wo er unentdeckt blieb trotz einer gründlichen Untersuchung durch die Polizei. Er landete 1849 in Baltimore und gelangte nach dem Orte Massillon in Ohio, wo er amerikanisches Rechtswesen studierte, während er als Musiklehrer und Nachtwächter nebenher sein Brot verdiente. Er ließ sich 1853 in der Hauptstadt Ohios, in Columbus, als Rechtsanwalt nieder. In der Politik war er einer der wenigen "1848er", welche sich der demokratischen, alten Partei anschlossen und dabei blieben. Auch er war natürlich für Abschaffung der Sklaverei, aber er wollte diese Maßnahme nur langsam, allmählich, gesetzmäßig, verfassungsmäßig durchgeführt sehen. 1856, als die Demokraten immer unbeliebter unter Deutschen wurden, als die Deutschen in Scharen abfielen und sich der neuen "republikanischen" Partei zuwandten, blieb Dresel der alten Partei treu, wie neben einigen anderen auch sein Landsmann Anton Eickhoff aus Lippstadt. Dresel wurde daraufhin heftig von deutschen Repubikanern angegriffen. 1861 wurde er Direktor der Schulen Columbus und später Mitglied des Landtags von Ohio. Er blieb ein Gegner aller Tyrannei und protestierte gegen die Übergriffe der Militaristen in der Regierung und im Heere. Als er nichts erreichte, legte er entrüstet sein Amt als Landtagsmitglied nieder. Das war typisch für die ungestüme, oft intolerante Haltung der deutschen Flüchtlinge. Auch auf kulturellem Gebiete war er ein Schwärmer, arbeitete freiwillig im Schulkuratorium, gründete eine öffentliche Bibliothek, spielte die Violine mit Meisterschaft und mit Begeisterung, war wiederholt Vorsitzender von Gesangvereinen und Sängerverbänden, schrieb eine Reihe von Erzählungen und Gedichten, hielt Ansprachen in Städten wie Cincinnati, im "Pionier Verein", und wurde heimisch im amerikanischen bürgerlichen Leben. Er starb 1881.

http://www.lippe-auswanderer.de/AuswandererLippe-USA/html/p010452.htm#P10452

Bericht im : Lippischer Kalender 1953, Seite 48-49
Abschrift von : Wolfgang Bechtel

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