Auswanderung Lippe-USANaturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V. |
Alexander BürgerMehrfach ist in den letzten Jahrgängen der „Lipper in Amerika“ gedacht. Heute hat der Kalendermann Gelegenheit, das Leben eines in die neuen Welt gegangenen Landmannes zu behandeln, der wie so viele andere Lipper in den vereinigten Staaten zu großem Ansehen gekommen ist: A. Bürger aus Detmold, der am 12.Januar 1864 im Alter von 17 Jahren auswanderte. Sein Vater stammte aus Sonneborn, war dort 1797 geboren, die Mutter vom Kluckhof, 1802 geboren. Die Eltern zogen in späteren Jahren nach Detmold, wo ihnen ziemlich spät ihr Sohn Alexander geboren wurde. Die Eltern waren Bürgersleute, strebsam und angesehen und sie legten Wert darauf, ihren Kindern eine gute Schulbildung zu verschaffen. So besuchte denn auch ihr Sohn Alexander das Leopoldinum. Otto v. Meysenburg, Karl Flügel, Hermann Asemissen, Heinrich Cronemeier, waren seine Jugendfreunde. Alexander Bürger kam dann zwei Jahre zu dem alten Beneke in die Zimmerlehre, verdiente sich das Reisegeld und wanderte dann mit anderen Landsleuten im jugendlichen Alter nach Amerika aus; dort hat er 61 Jahre gelebt. Eine amerikanische Zeitung hat eingehend über sein Leben berichtet; seine Lebens- und Weltanschauung wird in diesem Nachruf darzustellen gesucht durch die Antwort, welche der jugendliche Bürger kurz nach seiner Einwanderung einem amerikanischen Beamten gab, der ihm für den Eintritt in die nördliche Armee einen Bonus von 1000 Dollar bot. Alexander Bürger, der junge Deutsche, schlug dieses Anerbieten ab, indem er sagte: „Ich bin nicht in dieses Land gekommen, zu töten, sondern um Häuser für die zu bauen die noch leben.“ Er ließ sich, als er seinen Fuß auf die amerikanische Erde gesetzt hatte, zuerst in Chikago nieder, wo er 10 Jahre wohnte. 1874 fuhr er mit seiner jungen Frau den Missisippi hinunter und ließ sich in dem ganz mit Urwald überzogenen Texas nieder. Wellington wurde seine Heimat. Er organisierte die Gemeinde, er baute das alte hölzerne Rathaus auf den Platz, wo die Toggery, in der aufgeblühten Großstadt als altes Wahrzeichen an das erste Werden amerikanischer Städte, amerikanischen Reichtums, amerikanischer Weltgeltung noch jetzt steht. Auch die mannigfachen Schicksalsschläge vermochten ihn nicht unterzukriegen. Vor 20 Jahren, so berichten die amerikanischen Zeitungen, fiel er oben von dem alten Cocke-Haus und zwar so unglücklich, dass er sich den Rücken verletzte. Nach einigen Ruhetagen erklärte er: „Jetzt nütze ich nichts mehr, ich gehe an die Küste, um meine Füße in dem Golf zu waschen.“ Er ging von Corpus Christi nach Wellington und zurück in 40 Tagen, indem er ungefähr 30 bis 40 Meilen täglich marschierte. Mit Ausnahme von 100 Meilen ging er die ganze Strecke zu Fuß. Eines Tages ging er mit großen Schritten auf der Seite der Eisenbahnschienen bergauf. Der Zug musste den Berg hinauf langsam fahren, und der Zugführer konnte beobachten, wie schnell er marschierte. Er hielt den Zug an und forderte ihn auf einzusteigen, indem er sagte: „Einer, der so marschiert wie Sie, kann kein Vagabunde sein.“ In einer Geschichte über Mr. Bürger bemerkte der Leiter, dass er und seine Weggenossen vortrefflicher Gesundheit sich erfreuten und wahrscheinlich noch das Ziel ihrer goldenen Hochzeit 1919 erreichen würden. Das Ehepaar Bürger hat dieses Ziel erreicht und beide waren an ihrem goldenen Hochzeitstage auf dem Pikes Peak. Sie waren das älteste Paar, welches bis dahin Pikes Peak bestiegen hatten. Mrs. Bürger starb im Jahre 1920, und Mr. Bürger behielt die alte Heimat bei, wie er es immer gewohnt war. http://www.lippe-auswanderer.de/AuswandererLippe-USA/html/p011727.htm#P11727 Abschrift aus: Lippischer Kalender auf das Jahr 1926, Seite 78 |