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Menschen vom lippischen Boden

Henrich Bernhard Küster ein früher Weltbürger,
lebte und lehrte von 1694 bis 1700 in Nordamerika

Henrich Bernhard Küster ist am 15.10.1662 in Blomberg getauft worden. Er besuchte zunächst die Schule seiner Heimatstadt, und als deren Rektor Georg Vogelsang 1674 als Konrektor an die Provinzialschule in Detmold berufen wurde, folgte er ihm in die Residenzstadt. 1677 ließ er sich am Gymnasium illustre in Bremen immatrikulieren, 1680 an der Universität zu Frankfurt a.d.Oder. Sein Hauptstudiengebiet waren die Rechte. Daneben vertiefte er, auch noch nach seinen Universitätsjahren, seine Kenntnisse im Griechischen, im Hebräischen und in den „morgenländischen Sprachen“, die ihm für die Beschäftigung mit theologischen Fragen wichtig erschienen. Von 1685 an unterrichtete er sieben Jahre lang die Söhne des Grafen Otto von Schwerin (des jüngeren) in Berlin und auf dem Familiengut in Alt-Landsberg.

Im Herbst 1693 ging Küster mit einigen Freunden nach England und im folgenden Frühjahr von dort aus nach Nordamerika. In Pennsylvania ließ man sich nieder. Dort entwickelte er sich immer mehr zum geistlichen Lehrer und Prediger, „wiedersetzte sich den Quakern und fieng an zu tauffen, wie auch das Abendmahl auszuspenden, ob er gleich nicht ordiniret war“. Im Winter 1699/1700 kehrte er über London nach Deutschland zurück.

1702 finden wir Küster in Herford bei der Äbtissin der Reichsabtei Charlotte Sophie Herzogin, von Kurland, die ihn mit einer diplomatischen Aufgabe betraute: Die Äbtissin hatte Geldforderungen an ihren Bruder, den Herzog Ferdinand, und musste sich, um diese Forderungen geltend zu machen, an den König von Schweden wenden. Küster reiste also nach Stockholm und von dort aus nach Polen, wo König Karl XII. im Nordischen Krieg zu Felde lag. Er traf den König im Frühjahr 1703 bei der Belagerung von Thorn und richtete seinen Auftrag mit Erfolg aus.

Die Äbtissin ist, mit ihrem ganzen Stiftskapitel heillos zerstritten, im August 1703 nach Verden ausgewichen und dort bis zu ihrem Tode (1728) geblieben. Für einige Zeit ist Küster ihr nach Verden gefolgt und hat sich dann an verschiedenen Orten aufgehalten, meistens Sprachunterricht erteilend: in Hamburg, in Dänemark als Hofmeister bei den Söhnen eines Herrn von Schack (der höchstwahrscheinlich ein Verwandter des Dänischen Generals von Schack auf Iggenhausen war), in und bei Berlin. Einen mehrwöchigen Besuch Henrich Bernhard Küsters auf Iggenhausen erwähnt sein Neffe Anton Henrich in seinem „Diarium“ (Nr.777 u.179). Frucht eines Aufenthalts von Henrich Bernhard in Berleburg ist ein 1724 dort gedrucktes Buch. Weiterhin hat Küster in Ostfriesland, in Holland und Bremen gelebt und sich schließlich 1735 in Hannover niedergelassen. Dort ist er 1749 gestorben. Über seine Publikationen zu sprachlichen und theologischen Themen heißt es in Joechers Gelehrtenlexikon sarkastisch: „Seine Schrifften sind ein wahres Original der verwirrtesten Schreib-Art“ und „Weil seine gantze Neigung auf die Harmonie der Sprachen gieng, so waren auch seine Aufsätze so harmonisch und sprachgelehrt, dass sie kein Mensch verstehen konnte.“

Literatur zu Henrich Bernhard Küster:
Rathlef, Ernst Ludewig, Geschichte jetztlebender Gelehrten 6.Theil, Celle 1743, 478-511
Joecher, Christian Gottlieb, Allgemeines Gelehrtenlexikon, Theil 2, Leipzig 1750, Sp.2178-2179

Abschrift aus: Das Diarium Lippiacum des Amtmanns Anton Henrich Küster, bearbeitet von Fritz Verdenhalven und Hanns-Peter Fink, 1998
Abgeschrieben von: Wolfgang Bechtel

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