Auswanderung Lippe-USANaturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V. |
Blomberger Bürgermeistersohn Heinrich Küster segelte schon 1693 nach AmerikaFriedrich Schütte Wer war der erste Westfale oder Lipper in der „Neuen Welt"? - Diese Frage wird wohl nie mit letzter Sicherheit endgültig beantwortet werden können, zumal es im 15. und 16. Jahrhundert noch keine regulären Schiffslisten gab. Forscher sind deswegen auf Zufallsfunde angewiesen. Eine solche Fundstelle ist der Bericht auf Seite XI des 1998 in Detmold erschienenen Buches „Das Diarium Lippiacum des Amtmanns Anton Heinrich Küster". Darin geht es unter anderem um den lippischen Gelehrten Heinrich Bernhard Küster aus Blomberg (1662-1749). Dieser ist, möglicherweise als erster Reisender aus Westfalen-Lippe, im Jahre 1693 mit einigen Freunden - auf dem Umweg über England - für sieben Jahre in die „Neue Welt" gesegelt.
Der Amerikareisende aus Blomberg hatte offenbar Kontakt zu den Quäkern, die zuvor die englische Kolonie Pennsylvania gegründet hatten. Es wird auch vermutet, der Quäkerführer Penn habe vor seiner Auswanderung nach Amerika bei einer Deutschlandreise die Äbtissin zu Herford besucht und dabei den dort gerade anwesenden Gelehrten Heinrich Bernhard Küster kennen gelernt.
Heinrich Bernhard Küster war der älteste Sohn des Blomberger Bürgermeisters in den Jahren 1674-92. Als Erstgeborener genoss er eine hervorragende Ausbildung an Schulen in Bremen und Frankfurt, mit den Studienfächern Allgemeines Recht, antike sowie morgenländische Sprachen. Er war für die damalige Zeit ein weithin anerkannter Gelehrter und unterrichtete als solcher bereits vor seiner Amerikareise mehrere Jahre die Söhne des Grafen Otto von Schwerin in Berlin. Ludolf Küster, der Universalgelehrte Für Kultur und Wissenschaft in Europa viel bedeutender wurde später freilich sein jüngerer Bruder Ludolf Küster (1670-1716). Dieser machte sich mit seinen Geschichtsforschungen und zahlreichen Veröffentlichungen an den Universitäten Leiden, Utrecht, Paris und Cambridge schon mit jungen Jahren einen Namen. Die Universität Cambridge, wo er unter anderem lehrte und forschte, verlieh ihm aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen die Ehrendoktorwürde. Über die zahlreichen Buchveröffentlichungen des Amerikafahrers Heinrich Bernhard Küster hingegen urteilte „Joechers Gelehrtenlexikon" nach dessen Tod eher herabsetzend: „Seine Schrifften sind ein wahres Original der verwirrtesten Schreib-Art." Und: waren seine Aufsätze so ... sprachgelehrt, dass sie kein Mensch verstehen konnte! Aus dem Buch: Friedrich Schütte Westfalen in Amerika |