Versetzen wir uns 150 Jahre zurück. Die tiefe Frömmigkeit vieler Wüstener und der Bewohner umliegender Dörfer führte zur Erweckungsbewegung. Die Unzufriedenheit mit der Lippischen Amtskirche hatte die Gründung der freien Bergkirchener Kirche inmitten dieser Dörfer zur Folge.
Die Glaubensfreiheit, aber auch die bittere Armut der Kleinbauern, Einlieger und Heuerlinge sowie die geringe Aussicht auf Besserung, ließ die Bürger Lippes in Scharen nach Amerika auswandern.
Johann Otto Kuhlenhölter, ehemals Einlieger in Pillenbruch schildert seinen Aufstieg und
das Leben auf seiner Farm in Missouri am Gasconade River.
Der Originalbrief ist leider im Laufe der 150 Jahre verloren gegangen. Der Enkelsohn des Empfängers, Wilhelm Güse aus Pillenbruch, hat ihn vor vielen Jahren zur besseren Lesbarkeit abgeschrieben.
Dadurch ist der Inhalt glücklicherweise erhalten geblieben.
Sein ältester Sohn - der Urenkel des Empfängers, Wilhelm Güse aus Loßbruch - hat die Abschrift zur Veröffentlichung auf diesen Seiten zur Verfügung gestellt.
Herr Pumpenmeier stellte diesen Text von seiner Homepage zur Verfügung
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Gasconade River, Missouri-USA
geschrieben Mitte August 1851
Seite 1
Im Namen Jesu!!
Ja Herr durch Deine Hände geh mein Anfang und mein Ende, auch bei diesem Brief schreiben. Jesus Christus der gekreuzigte, der getreue Heiland unser einziger Trost im Leben und im Sterben sei mit allen die Ihn von Herzen suchen und lieb haben. Mit diesem schönsten unter den Menschenkindern allezeit ganz vertraut, im wahren Glauben und herzlicher Liebe zusammen zu leben das wünscht Euch euer geringster Bruder [Johan Otto Kuhlenhölter] von Herzensgrund Amen!! In der Gnade geliebte Brüder und Schwestern, ich grüße Euch alle zuförderst nochmal recht herzlich, der Herr sei mit Euch.
Mein erster Besuch ist lange ausgeblieben, ich habe mich eine geraume Zeit still verhalten, warum ich solches getan Euch zu sagen, das würde viele Worte erfordern, das wollen wir uns droben erzählen. Ich glaube der Herr hat mir das Schweigen in dieser Sache zum Teil selbst auferlegt. Er heißt ein wunderbarer und verborgener Gott, dessen Gedanken und Wege nicht einmal unsere Gedanken und Wege sind. Er hat meiner Natur empfindlich wehgetan, daß ich mit meinem aufrichtigen Versprechen habe zu Schanden werden müssen. Ich hatte im vorigen Herbst einen Brief fertig als Wilhelm Koch nach Deutschland wollte, als ich ihn hinbringen wollte erhielt ich die Nachricht er sei schon weg. Das gestehe ich zwar gern, daß ich mit meiner Vernunft wohl zuviel geratschlaget, nämlich ich habe mehrere Briefe aus Deutschland gelesen worin ich fand mit welch einem schweren Porto die Briefe aus Amerika bei Euch müssen eingelöset werden. Die Blutsverwandten von meiner Seite sind arm, die können es nicht einlösen. Die Blutsverwandten von meiner Frau’s Seite wußte ich
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auch nicht ob es Ihnen beliebte meine Briefe so schwer zu bezahlen. Und an Dich mein lieber Bruder Henrich Güse zu schreiben wußte ich auch nicht, weil ich die Kunst noch nicht gelernt habe einen solchen Brief zu schreiben der soviel wert ist und dabei kenne ich durch Gottes Gnade etwas von der Verderbtheit menschlicher Natur. Briefe aus Amerika mag man gerne lesen, aber den Brief einlösen überläßt man gerne einem Anderen. Da kam ich zu dem Entschluß garnicht zu schreiben, aber ohne aufhören für Euch zu beten. Ich bitte Euch vergebt mir diese Thorheit, das kann ich zwar mit Wahrheit sagen Gewissensbisse habe ich nicht darüber gehabt.
Nun komme ich zur Beantwortung Eurer Briefe, die sind mir alle beide richtig eingehändigt und ich habe sie alle beide mehrmals aufmerksam mit wahrem Vergnügen Silbe für Silbe durchgelesen und ich kann nicht anders sagen sie waren alle beide gut. Bruderhände haben sie geschrieben, Bruderliebe, Brudersprache und Bruderherzen habe ich von Anfang bis zu Ende darin gefunden, sie sind mir alle ein klarer und deutlicher Beweis das Ihr mich, Euren geringsten Bruder noch herzlich liebt und nur gerne mithaben wollt in den Himmel und nicht gerne sehet das ich dahinten bleiben soll. Sie haben mir auch gründlich bewiesen, daß Ihr selbst noch trachtet nach dem das Droben ist und nicht nach dem das auf Erden ist. Liebe Brüder, ich sehe Euch im Geiste voran und rufe Euch von hinten nach. „Weiter liebe Brüder nach vorwärz, so ist es noch recht, so geht’s noch gut, das ist der kleinen Herde gemäß“. Immer weiter aus allem vergänglichen Wesen heraus, mit allem Elend und Mangel in Jesu seine Gnade, sein blutiger Verdienst und in Seine ewige Gerechtigkeit hinein. Die Liebe ganz aus der Welt und ihren Dingen heraus und in Jesus den allein Liebenswürdigen hinein. Meine lieben Brüder laufet nur, eilet nur, ja ringet diesem vorgestreckten Ziele nur mit allem Ernste nach, durch Jesu Hülfe komme ich nach!
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Ich gedenke nicht dahinten zu bleiben, das glaubt mir gewiß. Ich bezeuge nach dem Worte Gottes aus Erfahrung aus dem 84. Psalm. Die Welt ist und bleibet für das wahre Volk Gottes ein Jammertal, Amerika ebnsowohl als auch Deutschland. Das Heil ist Droben, wir haben hier gar kein Teil für unsere Seele, nur die Notdurft für den Leib, unser Teil, unser Lohn und Erbteil, unser Schatz und Trost ist nur im Himmel, gar durchaus hier unten nicht. Ich halte es daher für eine schreckliche Blindheit für denjenigen der da sagt, daß er an ein ewiges Leben für sich glaubet und es doch mit der Tat beweiset, daß er nicht satt werden kann von den Dingen die einmal alle im Feuer verbrennen werden und wer weiß wie bald.
Meine lieben Brüder ich komme wieder zurück auf Eure lieben Briefe. Lieber Henrich, Dein Brief war der erste den ich brach, lieber Bernd Henrich Deinen Brief erhielt ich 5 Tage später, weil die Sachen worin der Brief war noch zurück geblieben waren. Sobald ich hörte, daß Bernd Ze[-------?], Seine Brüder und Schwägerin da waren, mußte Wilhelmine hin um Nachricht zu holen wie es Euch ginge, Insonderheit ob meine Mutter auch noch gelebt. Als sie zurück kam erzählte sie mir alles was sich in der Zeit zugetragen. Dazu Deinen Brief lieber Henrich brachte sie mit, als ich Ihn durchgelesen flossen mir die Tränen über die Backen, so vergnügt war ich darüber geworden und ich konnte die ganze Nacht darüber nicht schlafen. Die frühzeitige Vollendung Deiner lieben Schwester viel mir besonders auf. Du schreibst mein Bruder, Du glaubtest nicht anders als das Sie selig vollendet sei, ja ja mein Bruder das glaube ich auch ganz ungezweifelt, ja ich glaube es so gewiß das ich es schwören täte. Das liebe Minna hat Himmelfahrt gehalten und schlägt die Harfe droben. Sie hatte den wahren Glauben der durch die Liebe tätig und nur in Christus Jesus was gilt, Galater 5; V. 6. Diesen Glauben hat Sie sich im
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Verborgenen auf Ihren Knien von Gott erbeten. Lieber Bruder ich kann es nicht lassen Deine liebe Frau zu ermahnen, daß Sie doch ja in die Fußstapfen Deiner seligen Mutter und Schwester zu treten bereit sei und die „Schniede“ vom „Brode“ [Schnitte vom Brote] recht dick zu schmieren für die armen Leute. Lieber Bruder, der alte Han-Otto hätte einen ganzen Brief für Dich zu schreiben, über den wichtigen Stand worin wir beide uns befinden, es führte mich nur zu weit. Doch bitte ich Dich, hilf ja Deinen Heuerlingen in allen Dingen vorwärz. Wenn Du Korn verkaufst an arme Leute, so laß ja den Scheffel auf allen Seiten überfließen und halte ja nur einen Tisch zum Essen auf Deiner Stube, ich glaube der Herr Jesus hat auch nicht allein gegessen. Gehe ja immer selber mit an die Arbeit, sei ein Vorgänger im Christentum in deinem Hause und auf Deinem ganzen Hofe. Segnet der Herr Euren Ehestand mit Kindern, so erziehe dieselben ja nicht in der Hoffahrt und Eitelkeit, sondern in der Zucht und Vermahnung zum Herrn auf. Oh mein lieber Henrich was haben wir alles zu lernen. Lieber Bruder, nun bittest Du mich recht dringend Dir zu schreiben wie es mir geht. Nun kann ich in Wahrheit nicht anders sagen, zum Preise meines getreuen Herrn, es hat uns gut gegangen alle Zeit, ganz gut, wir leben noch nach Leib und Seele und haben keinen Mangel gehabt, wenn auch mal mitunter ein Kreutzpsalm gesungen wurde, das hindert nicht sondern fördert nur. Du schreibst am Ende Deines Briefes, der Herr hat alles wohl gemacht, Sein heil’ger Name sei dafür gelobet. Ich möchte es wohl 10 mal niederschreiben, der Herr hat alles wohl gemacht, Sein heilger Name sei dafür gelobet bis in Ewigkeit.
Mein lieber Bruder Bernd Henrich, nun komme ich zu Deinem Brief. Darüber könnte und müßte ich viel antworten, allein es führte mich zu weit. Ich will nur das Notwendigste bemerken. Du schreibst, ich sollte gesagt haben auf Anfrage, ob ich nicht nach Deutschland schreiben wollte ich hätte keine Zeit.
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Lieber Bruder das weiß ich mich aber garnicht zu erinnern, daß ich darum gefragt bin und also geantwortet habe. Denn wenn ich das gesagt hätte so hätte ich gelogen. Lieber Bruder, daß ich nicht geschrieben habe liegt daran nicht das man in Amerika so hart und soviel arbeiten muß für den Broterwerb wie in dem armen Deutschland, wenn es darauf ankäme so hätte ich schon hundert Briefe schreiben können. Amerika ist ein besseres Land für den Arbeitsstand wie Deutschland, wie ich Euch solches am Ende des Briefes beweisen werde. Nun schreibst Du mein Bruder es würde gemurmelt, weil ich mich so still verhielte, ich wäre wohl eingeschlafen um biblisch zu reden, ich wäre ein Demas Bruder geworden, von dem es heißt, er hat diese Welt wieder liebgewonnen und ist gen Tessalonich gezogen und ich glaube in Tessalonich wird Demas wohl die beste Aussicht gehabt haben dasjenige zu erlangen was er liebgewonnen hatte. Wenn das nun wahr wäre, daß ich sein Bruder geworden wäre, so könntet Ihr sagen Han-Otto ist nach Amerika gezogen und hat diese Welt wieder liebgewonnen, das heißt die Hölle für den Himmel nehmen. Dann hätte ich ganz vergessen was Johannes sagt: „Kindlein hab nicht lieb die Welt“ usw., und was unser lieber Herr sagt: „Was hülfe es dem Menschen so er die ganze Welt gewönne und litte Schaden an seiner Seele“. Mein lieber Bruder, diejenigen die das geglaubt haben oder noch glauben, die irren sehr. Das ist Gott sei Dank noch nicht geschehen, wenn es auch dieser Brief nicht anders beweisen kann, so bin ich ganz gewiß die Ewigkeit wird es tun. Das bekenne ich zwar nun gern, wenn das wach bleiben allein in meine Hand gestellt wäre dann würde es schlimm ausgefallen sein. Amerika hat für den alten Adam Weide genug und der Platz wo ich wohne hat gutes fettes Bodenland genug um mir das Herz nehmen zu können, aber mein Heiland
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das ist ein weiser und getreuer Gott, der hat mir durch manchen vernünftigen Fleischesplan den Querstrich gezogen! Weil ich nun so von Grund auf verdorben bin wie niemand anders und er mich dennoch so herzlich, so unbeschreiblich liebet, so hat er rauhe Wege und harte Schläge zu Hilfe genommen und dadurch ist es Ihm gelungen, daß ich wach geblieben bin. Herr Jesus Dir sei Dank dafür in alle Ewigkeit Amen. Nun schreibst Du weiter der reiche Mann hätte noch an seine 5 Brüder gedacht, damit willst Du mir sagen, ich hätte in dem Wohlstande den es in Amerika gibt und worin ich mich auch mit befinde, Euch in Euren bedrängten Umständen worin Ihr in Deutschland lebet vergessen. Bruder darin irrst Du, ich will Dir sagen (zwar zu meiner Schande) was ich Dir sonst wohl nicht gesagt hätte. Hätte ich es damals gewußt so gut wie ich es jetzt weiß, so hätte ich Deinen Sohn Simon mitgenommen. Der hätte sich können schon längst wieder frei machen durch den Verdienst den es hier im Lande gibt und könnte Dir jetzt schon alle Jahre nach purem Gelde „30 Thaler“ schicken, ohne seine eigene Kleidung. Ich wußte es aber damals selbst noch nicht wie es hier zuging. Wenn ich es damals sogut gewußt hätte wie ich es jetzt weiß, so hätte ich den Flachs den wir verkauften unter Euch drei verteilt, an meine Mutter, an Dich und an meinen Schwager Ernst. Aber ich war damals ein Geizhals als ich meinte, ich müßte alles mit nach Amerika haben. Der Herr hat mir solches so ernst gesagt, daß ich es habe verstehen können, es reut mich noch indem ich dieses schreibe. Es ist wahr, ich habe alles reichlich was zu unserem Wohlstand von Nöten ist. Wir können uns um die besten Speisen an den Tisch setzen und wir reden fast jeden Tag von Euch. Wenn Ihr es zu Eurer Notdurft hättet, was wir im Überfluß haben, wie würdet Ihr dem Herrn dafür danken, aber davon seid Ihr nicht gebessert.
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Geliebter Bruder, nun begehrst Du zu wissen wie es um die Verhältnisse dieses Landes steht, und das soll ich ohne Lüge schreiben, darin bin ich einverstanden, denn ich bin auch ein Feind der Lüge und ein Freund der Wahrheit. Ja mein Freund Du willst die Wahrheit haben und Du sollst die Wahrheit haben, ja die Wahrheit sollt Ihr alle haben die diesen Brief lesen oder lesen hören. Du mußt aber noch einen kleinen Augenblick warten, ich habe bisher nur zu Euch beiden geredet, ich muß jetzt erst die nächsten Bekannten und Blutsverwandten mit Namen grüßen. Meine liebe Wilhelmine und ich, grüßen Euch meine liebe Mutter wenn Ihr noch lebt. Wir grüßen Dich mein lieber Bruder Johann Jobst, ach wie gut könntest Du es haben wenn Du bei uns wärst. Wir grüßen Dich mein lieber Bruder Johann Jobst Kixmöller, mein Bruder ich glaube wenn Du damals mitgegangen wärst es würde Dich nicht mehr gereuen. Wir grüßen Dich liebe Schwester Anna-Marie, erinnerst Du Dich auch noch daran als Du mein Angesicht zum letzten mal sahst, als wir mit der Eisenbahn an Euch vorbeifuhren und Tielke seine Kappe abnahm, gedenkt Ihr auch noch an die Abendstunden die wir zusammen gehabt? Wir grüßen Dich lieber Jobst Frodermann mit Deiner Frau und allen deinen Kindern, ach lieber Hanjöst wärest Du hier mit deiner Familie, Du würdest in 2 Jahren eine gute Farm fertig bringen mit Deinen Jungens. Wir grüßen Deine Frau lieber Henrich, wir grüßen Deine Brüder Johann-Otto, Johann-Barthold und Deine Schwester Louise. Wir grüßen die liebe Schwester Sophie Pecher. Wir grüßen Euch meine lieben Schwiegereltern, Ihr möget wohl oft
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gesagt haben untereinander wie es Wilhelmine und Han-Otto wohl geht, es soll Ihnen wohl nicht gut gehen sonst würde er doch wohl mal schreiben. Wilhelmine hat eben noch gesagt sie würde gerne mal mit Euch reden, aber nicht auf Hillebrands Hofe bleiben. Glaubt es uns meine lieben Schwiegereltern wir haben es weit besser als wenn wir bei Euch geblieben wären, ich schreibe Euch die Wahrheit, Ihr möget es glauben oder nicht, keine Bauersfrau auf dem Pillenbruch hat es besser als Wilhelmine. Ihr würdet Euch über unsere kleine Maria freuen womit uns der Herr gesegnet hat, sie hat ein munteres Wesen, wird Weihnachten 3 Jahre alt und wir beide haben sie herzlich leib. Wir grüßen Dich lieber Schwager Christoph Hildebrand und Dich Anna-Maria, Wilhelmine läßt Euch und alle die auf Eurem Hofe sind noch besonders grüßen. Wir grüßen Dich mein Schwager Ernst, Deine Frau und Kinder, Wilhelmine hat schon manchesmal gesagt Ihr Bruder könnte Ihr dreist den Hof bieten sie würde mit Ihm nicht tauschen wollen und dann kommt sie gleich auf Dich und wünscht, ach wäre Ernst doch hier, wie muß er sich quälen um das tägliche Brot. Wir grüßen Euch zuletzt noch mein Bruder Bernd-Henrich und Dich liebe Schwägerin Louise und alle Eure Kinder. Ich Johann-Otto Euer Vetter, Euch noch Insonderheit, seid gegrüßt lieber Karl und lieber Simon, seid gegrüßt liebe Louise, sei gegrüßt liebe Henriette und zugleich auch bedankt für den auserlesenen Bibelspruch. Sei gegrüßt liebe Minne und Du kleiner Henrich ich bete für Dich und wenn ich Dich hier hätte Du würdest mir bald die Ochsen treiben können. Jedes Kind Gottes das diesen Brief liest sei herzlich gegrüßt
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Geliebter Leser und Leserin, es ist sehr selten das man über die Verhältnisse dieses Landes, wie man es hier treibt und wie es hier zugeht vollständig nach Deutschland geschrieben hat. Einzelne Bruchstücke die schreibt der meiste Mann aber nicht das Ganze, daher kommt es, daß sich der Leser in Deutschland über alle Dinge keinen rechten Begriff darüber machen kann, darum bleibt Ihm die Sache zweifelhaft und unglaublich. Auch ich kann es nicht, sogern ich es täte der Raum des Papiers läßt es nicht zu.
Ich komme jetzt zu der Sache, seid aber ja keine Splitter-Richter das Ihr mein Herz nach der Feder beurteilt, ich leide zwar keinen Schaden dabei aber Ihr wohl. Geliebter Leser, der wenigste Mann findet Amerika in allen Stücken so nicht wie er es sich in Deutschlabd durchgedacht hat, ich selber auch nicht, er mag in was für einem Staate sein wo er will. Wir wohnen im Staate Missouri in Nordamerika. Dieser Staat liegt nach der südlichen Seite hin von Nordamerika wie die Landkarte es zeigt. Die längsten Tage bleiben hier beinahe 2 Stunden kürzer als in Deutschland und die Nächte desgleichen. Daraus könnt Ihr schon schließen, daß es hier ein gut Teil wärmer wird als in Deutschland und der Winter lange nicht so strenge und so anhaltend. Die Witterung ist hier sehr wechselhaft, besonders die Winterzeit. Schwere Gewitter und starke Regengüsse, weit stärker taut es hier als in Deutschland. Bei den wärmsten Tagen gibt es mitunter sehr kühle Nächte. Der Frühling beginnt etwas früher als in Deutschland, deswegen kann sich das Vieh im April schon nähren im Busch. Die Ernte ist hier eher als in Deutschland, die Weizenernte ist schon in Ende Juni, der Hafer in Anfang bis Mitte Juli, Roggen und Gerste wird hier sehr wenig verbaut. Das Maiskorn ist hier die Hauptfrucht und wird im Mai-Monat bis in Anfang Juni gepflanzt, 4 auch wohl 5 Fuß nach beiden Seiten hin auseinander, enger darf er nicht gepflanzt werden, 3 Stück jedesmal zusammen. Wenn er gute Art hat oder gut gedeihet so erreicht er eine Höhe von 10 - 12 Fuß, auch noch höher. Damit man Ihn vom Unkraut rein hält, pflügt man Ihn nach beiden Seiten hin
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mit einem Pferde viermal durch und in dem neuen Lande [Acker] muß man in den ersten Jahren ihn an dem Stocke oder an der „Hucht“ (damit Ihr es besser versteht) mit der Hacke auch noch behacken. Wer die Zeit nicht hat, oder zu faul ist der erntet desto weniger, denn diese Arbeit muß gerade in der wärmsten Zeit geschehen. Das Wachstum beruht viel darauf das der Mais früh rein gehalten wird. Im Durchschnitt trägt jeder Stock oder Stange, so nennt man’s hier, einen Kolben auch wohl mitunter zwei. Die Größe der Kolben ist nachdem es gut gedeiht, wenn es gut gedeiht so bringt der Acker 60 - 70 auch wohl 80 und in den Gegenden wo das beste Land ist auch wohl 100 Buschel. Aber nicht hier wo wir wohnen, hier trägt es im Durchschnitt 40, 50 - 60 auch wohl 70 wie gestern noch ein alter Amerikaner zu mir sagte als ich Ihn fragte, denn selber habe ich es noch nicht nachgemessen. Man hat nur wenig Saatkorn nötig, wenn man einen Buschel gepflanzt so kann man wohl 300, 400 - 500 ernten. Je wärmer es ist desto besser wächst er. Ein „Acker Land“ ist zwei „lippisch Scheffelsaat“. „5 Buschel machen 4 Lippische Scheffel“. Der Weizen wächst hier im Durchschnitt nicht so gut wie in Deutschland, der Hafer auch nicht, es muß wegen der Hitze zu geschwinde reif werden. Die Saaten wechselt man nicht so oft wie in Deutschland. Den Mais oder „Welschkorn“ so nennt man es hier, wird die ersten Jahre in dem neuen Lande immer nacheinander gepflanzt. Kartoffeln, Klee und Flachs wird hier auch nur ganz wenig verbaut. Kartoffeln werden von den Deutschen nach der deutschen Gewohnheit wohl etwas verbaut aber nur sehr wenig, von den Amerikanern gar eigentlich nicht. Rüben, Wurzeln [Möhren] haben hier keinen Wert der groß ist. Braunen Kohl habe ich hier noch nicht gesehen, große Bohnen auch nicht. Weißen Kohl, Buschkohl (oder das Ihr es recht versteht Kumst oder Kappes) den gibt es hier auch und wächst oft sehr gut. Gartenerbsen gibt’s hier auch aber keine weißen Felderbsen, die man zu jeder Zeit im Jahr hat. Fitzebohnen gibt es hier auch und werden von den Deutschen grün und trocken gebraucht. Der Amerikaner genießt alle diese Speisen sehr wenig, die Deutschen gebrauchen sie mehr aber es sind keine Hauptspeisen sondern nur Nebenspeisen.
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Die Hauptspeisen bestehen hier aus Schweinefleisch gebraten und gekocht auf Brot, das wird auf mehrerlei Art zubereitet. In dem Backofen wird es nicht gebacken sondern in Töpfen und Pfannen und besteht aus Mehl, von dem Mehl von Maiskorn und wer Weizenmehl hat der tut es hinzu. Kaffee, Eier, die süße Milch, Butter besonders zur Sommerzeit wenn man solche Sachen reichlich hat und wohlfeil. Hier genießt man solche Speisen recht satt und man wird das so gewohnt. Des Morgens ehe man recht was tut trinkt man erst Kaffee und genießt erst recht satt gebratenes Fleisch und im Frühjahr und zur Sommerszeit eine Pfanne voll gebackene Eier, denn Hühner hat man hier viel und so geht es den ganzen Tag. Der Leser wolle sich hier nicht ärgern, Fleisch genießt man jede Mahlzeit. Bei Wintertag bratet man sich die Würste in der Pfanne des Morgens zum Kaffee und so kann es hier ein jeder haben, wer auch keinen Groschen Geld mehr hat wenn er hier in dieses Land kommt. Das erste Jahr noch nicht so reichlich und zweite Jahr noch nicht so reichlich, aber im dritten und vierten Jahre hat man alles reichlich weil man dann schon mit der Viehzucht am Gange ist und das mit mäßiger Arbeit. Lieber Leser Du magst es glauben oder nicht, die Wahrheit ist es doch. Amerika ist ein Land das führt ehrliche, fleißíge Leute aus dem armen Stande in den Wohlstand, aus dem „Schmalbeißen“ in das „Sattessen“. Lieber Leser ich komme noch mal zurück auf den Betrieb des Ackerbaus, der wird hier schlecht bestellt, man pflügt es alle Jahre nur einmal und das sieht oft nicht wacker aus, zwischen den Bäumen, Stämmen und Wurzeln die erst noch lange Jahre darin sind. Das Pflügen tut man zum Teil mit Ochsen, 2 Ochsen ziehen unter einem Joche und an einer Kette die ist zwischen den beiden Ochsen. Zwei Ochsen die heißt man ein Joch. Hier kennt man keinen Vorderpflug sondern nur einen Hinterpflug, der Vorderpflug würde nur hindern. Die Eggen die man hier braucht sind dreieckig, damit sie
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auf allen Seiten zwischen den Stämmen absetzen. Wenn der Amerikaner eggt mit Ochsen so geht er selbst auf das Pferd sitzen, dann werden ihm selbst die Beine nicht müde. Einge tun es auch wenn sie säen, so säen sie dem Pferde über dem Kopfe hinweg, dies letztere habe ich selber aber noch nicht gesehen und sie tun es auch nicht alle. Hier muß ich abbrechen von dem Ackerbau obgleich noch viel davon zu sagen wäre. Kurzum es wird hier alles auf eine leichte Weise betrieben. Düngen, Erdfahren und Mergeln das geschieht hier nicht.
Nun muß ich auch die Aussicht von dieser Gegend sagen. Die wird nun aber lange nicht so ausfallen wie Ihr Euch vielleicht gedacht habt. Wenn man auf dem Dampfboot von St. Louis nach dem kleinen Städtchen Herman auf dem Missouri hinauffährt, dann hat man mitunter keine Fläche Ufers mehr sondern zuweilen hohe Felsklippen. Diese ganze Gegend ist durch und durch bergig, auf einigen Stellen grenzt Berg an Berg das nur das Wasser zwischen hinfießen kann. Auf einigen Stellen sind die Berge etwas weiter auseinander und in den Tälern sind dann die Niederlassungen, oft eine, auch mal zwei und oft mehrere nachdem das Tal groß ist. Wenn die Berge flach anlaufen und es gutes Land gibt so wird solches auch Urbar gemacht, auf einigen Stellen sind die Berge ganz gut. Hier und da gibt es Bergebenen die werden auch Urbar gemacht wenn es gutes Land gibt mit der Bedingung, das man alle Zeit Wasser haben kann. Wo ich hier wohne sind die Berge ganz schlecht, lauter Steine, Kieselsteine und Feuersteine. Nur das Tal wo ich das Land habe ist sehr gut und ist etwas größer als ein 40er Ackerstück und ist nach allen Seiten mit Bergen umzogen. Eine Seite, wo das Wasser ausfließt, grenzt an einen Fluß, halb so groß wie die Weser und der heißt Gasconade. Drei Stücke hat man wohl zu beachten wenn man einen Platz aussucht. 1.gutes Land, 2.gutes Holz, 3.das ganze Jahr hindurch Wasser. Und diese drei Stücke habe ich hier alle.
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Nun möchtet Ihr aber auch wohl gerne wissen wie ich es selbst jetzt habe. Ich habe 8 Acker urbar gemacht, ganz gutes Land. Alle 8 Acker habe ich mit Korn bepflanzt weil es am meisten aufbringt. Über 50 Buschel behalte ich noch übrig vom vorigen Jahre, verkaufen kann ich es nicht weil es wohlfeil ist und selbst reichlich hat. Lieber Bernd, auch wenn Du es hättest glaub Du könntest mit Deiner Familie satt davon mitessen. Mit den Häusern treibt man hier soviel Staat nicht. Auf meinem Wohnplatze habe ich drei kleine Häuser stehen, von der Größe wie bei Euch eine Bauernstube, ein Wohnhaus, ein Hühnerhaus und Pferdehaus. Zwei Häuser werde ich diesen Herbst noch auflegen [bauen], ein Wohnhaus und ein Haus worin ich das Korn sammle. Wenn ich noch länger lebe werde ich noch zwei bauen, ein Pferdehaus und ein Fleischhaus worin man den Speck räuchert. So der Herr will und ich lebe mit meiner Familie, so werde ich diesen kommenden Winter noch 5 Acker hinzu machen und eine Wiese, aber nicht in einem Jahre, von 6 Acker, wenn der Herr ja dazu sagt sonst nicht. Mein Viehbestand ist noch sehr klein. Ich habe ein Pferd, ein Joch Ochsen, zwei Kühe mit Kälbern und zwei Rinder. Zwei Joch Ochsen kleine werde ich diesen Herbst wohl noch kaufen. Mit den Schweinen habe ich noch kein rechtes Glück, ich habe zusammen mit großen und kleinen 14 Stück, 30 hätte ich schon gut haben können. Schafe habe ich gar noch nicht, ich hatte das erste Jahr zwei, die verkaufte ich wieder weil man zuviel darauf aufpassen muß wegen der Wölfe. Hühner haben wir auch nicht viel, ich glaube noch nicht mehr als 40 Stück. Voriegen Winter haben wir drei tüchtig fette Schweine geschlachtet und haben doch nur kaum das auskommen, so wie man es hier gewohnt ist müssen wir noch schmal dabei gehen. Hier habt Ihr mein äußeres Verhältnis. Viel weiter hätte ich sein können wenn das Kreutz nicht dazwischen gewesen wäre. Vorigen Winter hat Wilhelmine 20 Wochen das kalte
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Fieber gehabt und das kleine Maria war auch lange Zeit krank. Ich mußte sie alle beide vom Bette ab und aufheben, das ist eine gute Zeit für mich gewesen. Ich bin in meinem Leben so vergnügt mit meinem guten Herrn noch nicht gewesen und ich danke Ihm noch heute dafür. Mein Herr ist überschwenglich gut und was er täglich an mir tut kann niemand besser machen. An mir dem allerschlechtesten Sünder hat sich der liebe Jesus als ein ganz unvergleichlich guter Herr bewiesen. Er hat mich, den verderbsten Ton noch immer in seinen treuen Händen. Betet doch fleißig für mich wer beten kann damit doch endlich etwas werde zum Lobe seiner herrlichen Gnade. Liebe Brüder sogerne ich von dieser Wahrheit noch mehr schreibe muß ich dennoch abbrechen und muß Euch die Frage beantworten, wie fängt es der Arme an wenn er in Amerika ankommt und hat kein Geld mehr. Das will ich euch auch sagen, das Unterkommen hat man hier gleich man wird mit seinen Sachen nicht in den Busch gesetzt. Die älteren Farmer nehmen die neuen Einwanderer in ihre Häuser auf solange bis man sich einen Platz ausgesucht und ein Haus darauf hat. Diejenigen die noch viel Geld haben können sich gleich eine fertige Farm kaufen, die Preise sind je nachdem die Farm groß und gut ist. Solche Farmen gibt es hier wenig die nicht mehr haben als ein 40 Ackerstück, die meisten haben 80, 120, auch 200, 300 und noch mehr Ackerland. Für 600 Dollar kann man schon eine gute Farm kaufen. Wer nun kein Geld mehr hat der kann auf einen Platz so darauf ziehen und darauf wohnen und urbar machen soviel er will ohne es zu kaufen. Wer es kaufen kann ist ebenso gut, das 40 Ackerstück kostet 50 Dollar. Die Lebensmittel kann man leicht verdienen in weniger Zeit. Das Vieh das man nötig hat kann man zu Borge bekommen und nachher abverdienen. Das Ackervieh und Ackergeräte muß man leihen von den alten Farmers und man kann mit Arbeit alles bezahlen solange bis man es selbst hat. Was ich notwendig gebrauche, das habe ich selbst.
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Nun möchtet Ihr fragen woher bekommt man Kleidung und diejenigen Lebensmittel die man selbst nicht verbauen kann. Ich antworte, wenn die deutsche Kleidung abgerissen, so hat man hier schon Butter und Eier wo man Kleidung und andere Lebensmittel für bekommen kann. Der Handel in solchen Sachen geht alle Tauschweise und dann ist es hier im Busche nicht schlimm wenn die Schuhe auch mal zerrissen sind. Auf der Farm kann man Holzschuhe gebrauchen und wenn man wohin will, so zäumt man das Pferd und legt den Sattel darauf und reitet, wenn man auch nur zu seinem Nachbarn will. Das würde in Deutschland für Hochmut gehalten, hier ist es allgemeiner Brauch. Hier reitet Jedermann, Alt und Jung, Mann und Weib und ohne ein Pferd zu haben würde es hier beschwerlich sein, einerseits weil es hier lauter Hügel und Berge, und an wenig Örtern so beschaffen das wenn ein Nachbar zum Andern will er erst über einen Hügel und durch ein Tal muß ehe er zum Andern kommt. Und dann andererseits sind hier keine Brücken über die kleinen Flüsse und die Kirchwege und die Mühlenwege sind oft sehr weit. Ei möchtet Ihr sagen, das es lauter Berge und Brinke sind in Amerika das gefällt uns doch garnicht. Ich antworte, als ich sie zum ersten mal mit meinen Füßen durchwandern mußte da gefielen sie mir auch nicht, aber jetzt mag ich sie wohl leiden. Die Sache besteht darin mein lieber Leser, wenn es hier alle eben gut wäre so würden sich die Leute so dicht zusammen das nicht genug Weide für das viele Vieh übrigbliebe. Die Viehzucht das ist hier die Hauptsache, denn das Vieh muß sich fast das ganze Jahr im Busch nähren, ausgenommen die par Wintermonate. Es hat auch keine Stallungen, außer die Arbeitspferde. Damit das Gras für das Vieh leicht zu grasen ist, wird der Busch alle Frühjahr wenn es trocken ist angesteckt, damit das
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alte trockene Gras und Laub rein verbrennt und das sieht bei der Nacht wunderbar aus. Aus allem was ich jetzt geschrieben könnt Ihr schon schließen, das diese Gegend sehr dünn bewohnt ist. Nach der einen Seite hin sind meine nächsten Nachbarn nur zehn Minuten von mir. Die Frauensleute, das sind Starken Töchter aus Brokhausen, die Männer kennt Ihr vielleicht nicht, es sind alle beide christliche Nachbarn. Die anderen Nachbarn sind eine halbe Stunde und noch weiter von uns entfernt. Von der Kirche bin ich dritte halb Stunde und von Bernd Held drei Stunden entfernt, daher ist es gekommen das er von mir nicht einmal einen Gruß hat. Zum Beschluß noch ein weniges zu den Verdiensten, zu den Preisen der Lebensmittel und des Viehs und vom Urbar machen. Die Verdienste sind in den Städten am höchsten aber auch mit Unterschied. Der Tagelohn steht auf einem Dollar und oft noch mehr. Die Dienste bei Herrschaften stehen nur auf einen Monat. Junge Leute, Mädchen sowohl als Knaben können hier viel Geld verdienen, weil es mit Unterschied ist, so kann ich keinen gewissen Verdienst beschreiben. Auf dem Lande ist der Verdienst nicht so hoch und ist auch mit Unterschied. Der geringste Tagelohn ist nach eurem Gelde 13 Mg [Groschen] der eigentliche Tagelohn ist ein halber Dollar, nach eurem Gelde 25 Mg, für Handwerker gleichfalls. Junge Leute können in dieser Gegend selten in Dienst kommen, daß heißt mit so vielem Gelde. Für einen Jüngling, der Mannesarbeit verrichten kann, gibt es im Jahre 60 - 70 Dollar, auch wohl noch mehr und auch wohl minder und geht auch zum Teil bei Monat. In St. Louis können sie den Sommer mehr verdienen, aber nicht bei Wintertag. Es ist jedoch das Landleben vorzuziehen wegen der Gesundheit. Wenn ich raten soll so rate ich auch wenn es junge Leute sind, sie tun am besten wenn sie sich erst auf das Land begeben wegen der Gesundheit.
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Die Preise der Lebensmittel sind hier sehr gering. Der Buschel Weizen gilt einen halben Dollar, der Buschel Maiskorn 25 Cent, dies Jahr noch weniger, im vorigen Jahre war es teurer und ich hatte 70 Buschel übrig. Das brachte mir so viel Geld ein, daß ich das notwendigste Ackergeschirr dafür anlegen konnte. Alle Speisen sind hier billig. Das Vieh ist im ziemlichen Preise, ein gutes Pferd kostet 40 - 50 auch wohl 60 Dollar. Ein Joch Ochsen 40 Dollar, eine Kuh mit einem Kalb gilt 12 Dollar. Das Kalb gehört jedesmal mit bei die Kuh. Weil die Milchkühe in dem Busche gehen, so hat man die Kälber bei Haus eingesperrt, wonach die Kühe alle Tage zweimal kommen. Auch gibt man dem Vieh hier sehr viel Salz, damit wird es gewöhnt und ist auch zur Gesundheit nötig. Man braucht hier sehr viel Salz, aber es ist hier sehr billig.
Zum Beschluß noch ein wenig zu dem Urbar machen. Ich kann es auch alle nicht so genau beschreiben und will es Euch kurz sagen. So hart wie man es in Deutschland denkt, so schlimm ist es lange nicht. Ein Mann der noch gut bei Kräften ist, der kann in der Winterzeit (4 - 5 Monate) gut 5 - 6 Acker fertig machen. Ich hätte können schon 20 Acker Urbar haben, wenn ich alle drei Winter daran gewesen wäre. Das schwerste daran ist die Befriedung die herum muß und das viele alte Holz was man verbrennen muß. Wenn man es rein hat so wird es mit drei oder vier Joch Ochsen mit einer großen Pflug aufgebrochen und es trägt gleich im ersten Jahre gutes Korn. Lieber Leser, es hätte mich zuviel Worte gekostet es Euch noch deutlicher machen zu wollen. Wenn Ihr noch etwas über einige Gegenstände mehr wissen wollt, so bemerket solches in Euren Briefen. Lieber Leser ich habe auf der dritten Seite gesagt, ich würde am Ende des Briefes beweisen das Amerika für den Arbeitsstand ein besseres Land ist als Deutschland und das kann ich auch beweisen an meiner eigenen Person. Wenn ich mit Wilhelmine bei Euch blieb, so wißt Ihr was mein Los war, nämlich ein armer Heuerling, wie der es hat das wißt Ihr auch. Hier brauche ich keine Landmiete, keine Hausmiete, kein Holzgeld und auch kein Ackergeld zu bezahlen, brauche auch kein Brot zu kaufen. Hier bin ich Jahr aus Jahr ein bei meiner Familie, hier spanne ich selbst mein eigenes Vieh vor Wagen und Pflug und bestelle den Ackerbau so gut ich will und kann. Hier brauche ich lange soviel Arbeit nicht zu tun, besonders schwere Arbeit, das Dreschen überläßt man hier den Pferden. Ich brauche hier nicht
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zu rocken und zu spinnen, man braucht hier nur bei Tage zu arbeiten. Hier kommt mir keine Polizei, kein Untervogt und kein Bauerrichter, kein Feuerherr in mein Haus und kein Bauer bestellt mich zur Arbeit und kündigt mir auch die Wohnung nicht auf. In diesem freien Lande braucht man auch den Hut vor Niemand anders abnehmen als vor unserem Herrgott. In diesem freien Lande kann ein jeder seines Glaubens leben wie er will. Die Abgaben betragen einen Dollar, den ich an den Staat entrichten muß. Lieber Bruder Henrich Güse, ich habe es jetzt besser als Du es hast, Du magst es glauben oder nicht, so ist es doch die Wahrheit. Wer diesen Brief gelesen hat der mag selbst urteilen, wer es dann noch nicht begreifen kann, das es in Amerika besser ist als in dem armen Deutschland. Aber nur für den Arbeiter ist es nach meiner Meinung ein Grund zum Auswandern.
Nun zum Beschluß Ihr lieben Brüder, was ich bisher geschrieben, das gilt aber nur von diesem Leben. Wer selig werden will das geht hier aber nichts leichter als in Deutschland, nur eins ausgenommen, man hat hier die Nahrungssorge so nicht und zum andern, der Leib bedarf auch hier matt gemacht zu werden zum Gebet und anderen Gottestdienstlichen Übungen durch die harte Arbeit wie in Deutschland. Der Schreiber will diesen ganzen Brief nur in diesem Sinne von dem Leser verstanden wissen. Ich hätte Euch weit lieber über die großen Dinge die hier im Reiche Gottes vorgehen geschrieben, aber es schien mir der Liebe nicht gemäß so zu handeln, davon zu schweigen, was Ihr auch gerne wissen möchtet. In geistlicher Hinsicht ist dies zwar ein trockener Brief und gibt dem heilsbegierigen Leser keine Erbauung. Im übrigen aber habe ich um der Leser willen nicht allein leserlich sondern auch so deutlich und so verständlich dargetan wie nur möglich. Ihr werdet es nicht merken wie ich so manches Wort „Englisch“ so wie man es hier spricht Euch übersetzt habe. Man nennt viele Dinge hier so das Ihr es garnicht verstehen könntet wenn ich es Euch so geschrieben hätte. Was ich Euch nun von der Aussicht und von der Fruchtbarkeit dieses Landes geschrieben, daß habe ich nur von dieser Gegend geschrieben und alles auch noch nicht so genau. In dieser Gegend wird auch viel Wein und Tabak verbaut. Es gibt noch weit fruchtbarere Gegenden, große Ebenen wo gar keine Berge sind und wo es auch kein Holz gibt und Ihr würdet es kaum glauben können was dies Abendland für ein fruchtbares Land ist. Ich habe nur geschrieben was meine Augen gesehen und meine Hände betastet.
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Herzlich geliebter Bruder Henrich Güse, Du mußt mir vergeben das der Brief so groß und der Worte so viel werden. Dein Brief obgleich er ganz gut war, so war er doch zu kurz. Du schicktest mir eine ganze leere Seite, ich bitte Dich lieber Bruder tue das ja nicht wieder, weißes Papier das kann ich hier billig kaufen. Lieber Bruder Du sollst diesen Brief allein einlösen, ich will ihn an Dich adressieren. Lieber Henrich Deiner Hand wird dieser Brief übergeben auf Deinem Hofe. Die können ihn selbst alle lesen, alle Kinder Gottes können ihn auch lesen wer nur Lust dazu hat, aber mit einer Bedingung, nur in Deinem Hause. Dieser Brief soll nicht in der Welt herum geschleppt werden, er soll auch nicht in die Versammlung der Kinder Gottes weil er leicht den Segen wieder rauben könnte. Lieber Henrich, sobald Du ihn selbst gelesen so sollst Du selbst hingehen nach Hillebrand’s Hofe und liest ihn meinen Schwiegereltern und meinem Schwager Hillebrand langsam und deutlich vor. Mein Bruder Bernd Henrich kann ihn selbst lesen und der kann ihn auch meinem Schwager Ernst vorlesen. Meine leiblichen Blutsverwandten, besonders von Wilhelmine’s Seite, die sollen ihn vor allen Dingen auch hören, sobald das aber geschehen so soll er wieder in deinen Händen sein. Lieber Henrich, darum weil Du das viele Geld dafür gegeben hast. Lieber Bruder ich befehle dir solches im Ernste an. Wenn ich es gewahr würde, das Du es in allen Stücken nicht getan und so gehalten, ausgenommen Du müßtest krank sein, so würde ich Dir keinen Brief wieder schreiben.
Meine lieben Brüder und Schwestern, ich muß noch ein par ernstliche Bruderfragen Euch vorlegen, besonders an Dich geliebter Bruder Johann-Jobst Kixmöller und an Dich liebe Schwester Anna-Maria. Warum habt Ihr beiden mir nicht mit eigener Hand einen Gruß geschrieben, bin ich Euer Feind ? oder bin ich Euer Bruder nicht mehr ? oder habe ich euch beleidigt ? so bitte ich Euch um Vergebung ! oder seid Ihr durch mein Schweigen irre an mir geworden ? Ich frage Euch auf euer Gewissen, betet Ihr auch noch alle Tage für mich ? Ich kann es Euch vor Gott und mit gutem Gewissen bezeugen, das ich Euer aller zusammen alle Tage auf meinen Knien vor Gott gedenke und Euch dem Anfänger und Vollender des Glaubens anbefehle, damit Ihr das Ende Eures Glaubens nämlich der Seelen Seligkeit möchtet davon bringen. Liebe Brüder, so elend
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ich auch selber bin, so kann ich es doch nicht lassen, Euch brüderlich zu bitten bleibt getreu, haltet aus, werdet nicht müde und laßt nicht ab wenn es mal böse Tage für Fleisch und Blut gibt. Vor allen Dingen bitte ich Euch, machet Eure Berufung und Erwählung recht fest 2. Petri, 1. V. 10. Ich bitte Euch so hoch ich Euch bitten kann, habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Liebe Brüder ich bin erst jetzt daran und lerne die teuren Bibelverse verstehen und üben. Gib mir mein Sohn dein Herz und laß Deinen Augen meine Wege wohlgefallen. Helft mir beten damit es mit dem Vorsatz seine Richtigkeit habe, so wird der Nachsatz wohl folgen.
Liebe Brüder nun habe ich noch verschiedene Nachrichten an Euch. Bernd Held, seine Brüder und Schwägerin sind anfang Juli gesund und glücklich hier angekommen, sie lassen Jobstharde und Ihre Eltern hiermit grüßen. Friederich und Anna-Marie’s kleiner Sohn ist Ihnen auf dem Ocean abgestorben. Bestellt diese Grüße eilig, beide Familien sind bei Bernd Held. Simon Wiehenböker ist hier auch mit den beiden kleinen Vettern, er hat sehr gut gehandelt das er die Jungens in dies Land gebracht hat. Simon besuchte mich und wir hatten eine erbauliche Abendstunde zusammen. Ich kann nicht unterlassen zu bemerken, kein Jüngling, der die Jahre erreicht hat kann doch nicht hier ins Land ohne eine Frau. Ein Jeder mache es doch so wie ich es gemacht habe, die Frauensleute sind hier besonders rar. Wenn einem Mann hier die Frau abstirbt der bekommt nicht leicht eine wieder, eine Witwe kann sehr leicht einen Mann wiederbekommen. Wer hier in dies Land kommt der bleibe doch ja nicht in den Hafenstädten sondern mache sobald wie möglich weit in das Land hinein. Ferne im Westen, auf dem Lande, in dem Busche da ist es gut für den Handwerker eben sowohl wie für den gemeinen Arbeiter. Der Handwerksmann, er sei ein Schmied oder ein Zimmermann oder Schuhmacher oder was er sein mag,(die Schmiede und Schuhmacher verdienen hier viel Geld) die treiben ihr Handwerk hier nur als Nebensache, die Hauptsache ist bei allen der Ackerbau und die Viehzucht. Ist es jemandes Verlangen über einige Auswanderungspunkte oder wie man sich in vielen Stücken zu verhalten habe Nachricht zu bekommen, der mag solches schreiben, ich will es gerne tun. In diesem Briefe tue ich es besonders nicht, weil ich es nicht für richtig achte.
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Jetzt komme ich auf die letzte Seite. Ein Jeder der diesen Brief gelesen, wird sagen müssen wie er die Wahrheit sehen will, ohne das ich zu reizen und zu locken diesen Brief geschrieben habe. Wer Lust und das hinlängliche Vermögen hat, der wandere nur in Gottes Namen aus dem bedrängten Deutschlande heraus und wage es nur getrost mit Gebet und im Glauben und komme über den Atlantischen Ocean herüber in dies große weite Abendland hinein. Hier wäre für Euch arme Leute noch Platz genug. Millionen von Ackerland liegen hier noch wüst, wo millionen Menschen noch satt zu Essen und zu Trinken haben könnten und das sei einmal für tausendmal gesagt. Besser ist es hier für den Arbeiter als es in Deutschland ist. Wer aber keine Lust oder das Vermögen nicht hat, der bleibe nur in Deutschland. Wenn die par Tage verlebt sind so ist es einerlei, man sterbe in Deutschland oder in Amerika. Es wird nur darauf ankommen wer Herr im Hause gewesen, der Glaube oder der Unglaube, der Geist Gottes oder der eigene Geist, die Liebe Gottes oder die Liebe der Welt, ob wir Gotteskinder oder Teufelskinder gewesen. Danach wird wohl nicht gefragt, wieviel hast Du von den Dingen dieser Welt zusammen gearbeitet, besessen. Ich glaube danach soll aber wohl gefragt werden, ob Du auch herum gedacht hast wenn Du satt gegessen und getrunken, ob auch hier oder da ein armer Jesusbruder im Verborgenen hunrig und durstig sei und wenn er sich dann eines hunrigen und durstigen bewußt geworden, ob er dann im Verborgenen hingegangen und ihm gebracht was er bedurfte. Das ist Liebe in der Tat, der Leser merke sich dies, es ist eine bekannte Sache und es wird nichts weniger geübt als eben Dieses. Lieber Bruder Bernd Henrich, Du schreibtest das Ihr es jetzt so gut hättet mit dem reinen Gottesdienste und meinst dabei wir hätten es hier wohl so gut nicht, ich glaube mein Bruder wir haben es noch besser. Lieber Bruder , ich würde herzlich froh darüber geworden sein das Ihr jetzt ein bißchen Freiheit bekommen habt, denn viel ist es noch nicht. Aber sobald Du es niedergeschrieben, so schreibst Du auch gleich wieder hinten nach wie kümmerlich und wie beklagenswürdig der Arme noch daran ist. Lieber Bruder alle gläubigen Prediger, Kirch- und Schulbaute das hilft dem Armenstand wenig, solange das ausdrückliche Verbot des Herrn Jesus noch geschändet wird, nämlich das Verbot „Ihr sollt Euch nicht Schätze sammeln“ solange dies Verbot
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geschieht wird es nicht besser auf Erden. Als der erste Pfingsttag gewesen da hieß es gleich, „Niemand sagte von seinen Gütern das sie sein wären, da hatte keiner Mangel da trug der Eine des anderen Last, da liebte man Gott über alles, und seinen Nächsten seinen Bruder wie sich selbst. Lieber Bruder da war es besser geworden, lieber Bruder, gläubige Prediger, Kirchen , Schulen und Versammlungen , das halte ich nur für Mittel. Der Sohn Gottes sagt Johannes, sei in diese Welt gekommen das er die Werke des Teufels zerstöre. Das ist die Sache, das ist der Erdzweck und die Absicht Gottes. Wenn die Werke des Teufels in den Herzen der Menschen zerstört werden, dann werden aus allen die die Güter dieser Welt besitzen barmherzige Leute und dann braucht der Arme keinen Hunger mehr zu leiden, davon bin ich fest überzeugt und dann erst ist es besser geworden auf Erden und eine solche Veränderung die wünsche ich Deutschland und eurer Gegend, Gott helfe Euch.
Nun muß ich diesen langen Brief schließen, liebe Brüder ich habe nun eine gute Weile mit Euch geredet, ich muß jetzt wieder Abschied von Euch nehmen. Ich reiche Euch im Geiste meine Bruderhand und befehle euch Gott und dem Worte seiner Gnade. Mein Brudergruß an alle Kinder Gottes steht Kollosser 2.V. 5-7. Grüßt alle,alle alle die meine Person kennen. Lieber Henrich, von Deiner Hand erwarte ich einen Brief. Willst Du selbst nicht schreiben so kann es der liebe Henrich Kaspersmeier tun, würde sich der auch weigern so müßte es mein Vetter Simon Kuhlenhölter tun. Die Nachrichten die meine Blutsverwandten schreiben wollen, die müssen sie dem Schreiber kundtun. Müßt Ihr den Brief auf die Post tun so hätte ich nur einen Brief auf leichtes Postpapier geschrieben, weil sie hier teuer eingelöst werden müssen. Könnt Ihr aber die Briefe mit Gelegenheit schicken so heiße ich viele Briefe herzlich willkommen. Lieber Bruder Bernd-Henrich und Ihr anderen alle zusammen solltet Euch nicht daran stoßen das ich das Briefe schreiben Henrich Güse anvertraut habe, das habe ich deshalb getan weil Er diesen Brief hat einlösen müssen. Der liebe Kaspers Henrich hat mir auch einen schönen Brief geschrieben, solche Briefe mag ich gern lesen, lieber Bruder ich grüße Dich besonders lieber Henrich, Du bist noch auf dem rechten Wege ---? (unleserlich) schreib mir wieder wie teuer Dir der Brief gekommen, schreib mir aber auch ob es Dir auch zuviel gewesen und heuchle nicht.
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Die letzte Seite hat etliche Lücken und ist schlecht
zu lesen, daher mitunter ein par Fragezeichen ???)
Wenn es gefällt---?? und wir noch länger zusammen leben so finde ich mich willig und bereit Euch alle zwei Jahre zu schreiben. Ich werde künftig--?? wieviel Bogen schreiben---???. Wenn ich an Dich wieder schreiben darf so tue mir solches zu wissen kund, sonst muß ich an einen anderen schreiben. Meine Blutsverwandten von Wilhelmine Ihrer Seite die frage ich hiermit , wenn Sie es sich gefallen lassen wollen einen Brief von uns einzulösen, so bin ich alle Tage bereit an Sie zu schreiben. Ich war erst willens drei Briefe zu schreiben, an Henrich Güse, an meine Schwiegereltern und an Bernd-Henrich. Auf diese Weise hätte ich weit vertrauter an Euch geschrieben. Allein es wollte sich nicht schicken, ich habe ins Allgemeine schreiben müssen. Lieber Bruder Bernd-Henrich, Du verlangst genau und gründlich zu wissen wo ich wohne. Die Adresse, die ich bei diesem Brief Euch schicke wäre schon hinreichend solches zu tun, weil Du aber so brüderlich, so aus Herzensgrund--?? offenherzig mir geschrieben, so will ich auch von meiner Seite ein gleiches tun. Wer zu uns kommen will muß auf Neuort
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ausfahren, von Neuort aus den Missisippi hinauf nach St. Louis, von St. Louis den Missouri hinauf nach Herman, von Herman geht’s zu Fuße etwa 7 Stunden nach der ----Secondcruk--?? von der --–Secondcruk--?? Bin ich dritt halbe Stunden. Jeder Leser dieses Briefes sei herzlich gebeten sich von ganzem Herzen zu bekehren, damit wir uns droben wieder finden. Brüder und Schwestern gedenkt meiner in Eurem Gebet. Ich habe es noch besonders bei diesem schreiben gefühlt, das ich mit meinem Herzen noch nicht von Euch geschieden. Das unsere Trennung nur den Leib betrifft, ich glaube und hoffe Ihr werdet dasselbe fühlen wenn Ihr diesen Brief gelesen.
Ich verbleibe durch Gottes Gnade
Euer geringster Bruder
Johan-Otto Kuhlenhölter
Von New York nach Bremen Germany
An Henrich Güse
Fürstentum Lippe Detmold
Amte Vahrenholz
Bauerschaft Welstorf
Pillenbruch 19
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