Auswanderung Lippe-USANaturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V. |
Die ersten Auswanderungsgelüste im Lippischen.
Von befreundeter Seite wird mir der unten folgende Brief mitgetheilt, den ich Ihrem neuen Blatte für lippische Geschichte und Heimathkunde zur Verfügung stelle, da er mir für manche meiner Landsleute Interesse darzubieten scheint. Der Brief ist im Staatsarchive von Virginia als ein für die amerikanische Geschichte wichtiges Dokument aufbewahrt, und er ist dies auch, insofern er vielleicht eine der ersten Erkundigungen aus Deutschland darstellt, die zum Zwecke der Auswanderung nach Nordamerika geschah. Für Lippe hat er das Interesse, daß offenbar ein einflußreicher, durch die Verkümmerung, der städtischen Freiheiten gedrückter Bürger der Stadt Lemgo diese Erkundigungen einzieht. Vielleicht dient diese Mittheilung dazu, über den Schreiber, dessen Name David Topp, ja ein in Lippe (z.B. Vahlhausen, Amt Detmold, übrigens auch in Niedersachsen) gebräuchlicher ist, Auskunft zu erhalten, wofür man in Virginia sehr dankbar sein würde. Der Name des Empfängers ist nicht bekannt. Der Brief datirt vom 5. Januar 1711. Sein Inhalt bedarf keines weiteren Kommentars.
Göttingen, 24.Oktober 1900
Prof. Dr. Th. Husemann
David Topp, Lemgo, 5. Januar 1711
“Hier in Lemgo neiget sich alles kräftig zum untergange und werden wir unvermerkt unserem Landesherrn ganz subject, wie dan hier in Teutschland die Herrschaften alle souverän und die Unterthanen alle sclavisch werden. Gott ändere die Gemüther und bessere die Zeiten, sonst wird alles desparart werden. Das beste ist, dass fast zehen jahre her noch so wohlfeile Zeit hier gewest. Wir wüßten gern, was bei ihnen für getraide wächst und ob es wohl hoch im preise sei, worauf da so viel Familien jährlich dazu kommen, und wie und womit sich dieselben alle ernehren, ob sie alle da Häuser finden oder bauen, ob sie die Heyden oder Wilden mit der zeit vertreiben oder bekehren oder was es für arth Menschen da gebe und wie Sie leben? Ich bitte nochmals um weitläufige Nachricht und schließe damit!“
Abschrift aus: Blätter für lippische Heimathkunde 1.Jahrgang Nr.11 November 1900
Abgeschrieben von: Wolfgang Bechtel
Der Schreiber ist vermutlich:
Bürgerbuch der Stadt Lemgo von Hans Hoppe, 1981
Seite 150, Lfd.Nr. 4852: 16.Sept. 1687 David Topp, Bg. Sohn
Seite 154, Lfd.Nr. 4945: Geschworener Rat 1692 K(ämmerer) David Top
Seite 155, Lfd.Nr. 4975: Geschworener Rat 1694 K. David Top ?
Seite 183, Lfd.Nr. 5641: 19.Dez.1720 Herr Christian Conrad Top J.U.D., Ratsbeisitzers David Topps S.
Seite 201, Lfd.Nr. 6113: 16.Jan.1740 Hr. Advokat Arthur Wilhelm Topp, sel. Hrn Beisitzers David Topps S.
Das Diarium Lippiacum des Amtmanns Anton Henrich Küster
Seite174, Ao.1738 Lfd.Nr.1342:
Den 6ten Decembris 1738. David Topp, pater consiliarii regiminis Lippiaci et ( Vater des lipp. Regierungsrats und) Joh. Daniel. Toppii, Ratsbeysitzer in Lemgo und Provisor zu St. Loyen, anno aetatis 82.mortem obiit (ist im 82.Lebensjahr gestorben)
Fußnote:
David Topp, Ratsbeisitzer und Kämmerer in Lemgo, war 1657 geboren und ist am 14.12.1738 in St. Nicolai begraben worden. Die weiteren von Küster genannten Vornamen sind problematisch: David Topps Sohn, Juris utriusque Doctor, Bürgermeister in Lemgo, lipp Kanzleirat und Landgograf, hieß Christian Conrad (1691-1763); ein weiterer Sohn Arthur Wilhelm (1711-1761) war Advokat. Dietrich Daniel Topp (1725-1781) war ein Sohn von Christian Conrad. (D 77 Brenker Bd.206)
Wenn er den Brief geschrieben hat, ist er also nicht Ausgewandert.
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