Auswanderung Lippe-USA 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

Lippische Landeszeitung von Dienstag den 13.02.2007

"Spannend wie ein Krimi"
Auswandererforscher treffen sich im Staatsarchiv Detmold - Lippische Emigranten im "Amerikanetz"

Detmold (dm). Detmold war am Wochenende das Mekka für zahlreiche Ahnen- und Auswandererforscher. Das Netzwerk "Westfälische Amerika-Auswanderung" hatte zu seiner vierten Jahrestagung geladen, und das Staats- und Personenstandsarchiv öffnete seine Pforten für die Historiker des "Amerikanetzes". Präsentiert wurde auch eine umfangreiche Internetdatenbank über die lippische Auswanderergeschichte.

 

Eine Fundgrube für Ahnenforscher ist das Staatsarchiv in Detmold:
Dezernatsleiterin Dr. Bettina Joergens präsentiert Michael Rosenkötter
und Friedrich Schütte (v.l.) vom "Amerikanetz" alte Auswandererunterlagen.
Foto: maelzer

Die Gründe fürs Auswandern waren vielfältig. Die Suche nach neuen Lebensperspektiven gehörte im 19. Jahrhundert ebenso dazu, wie der Wunsch, sich dem Soldatendienst zu entziehen. In seiner Begrüßung hob Friedrich Schütte, Koordinator des Netzwerkes, die Bedeutung des Staatsarchivs für die Genealogen hervor. Schließlich verwaltet das Archiv Personenstandsunterlagen aus ganz Westfalen-Lippe, verfügt über staatliche Auswandererlisten und bewahrt Nachlässe von Auswandererfamilien auf. So sei das Archiv eine wahre Fundgrube bei der Recherche.
Eine Datenbank mit Einträgen zu mehr als 14 500 Personen präsentierten Mitglieder des lippischen "Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins" (NHV). Die Gruppe um Wolfgang Bechtel hat umfangreiches Material zu lippischen Auswanderern seit dem 19. Jahrhundert ins Internet gestellt. Dort kann die Herkunft von Auswanderern teilweise bis hin zu Straßen und Hausnummern verfolgt werden. Namen und Fotographien der Schiffe, mit denen sie ihre Reise antraten, gibt es ebenfalls zu entdecken, ebenso wie Auswandererbriefe oder amerikanische Ortskarten, die anzeigen, wo Verwandte gelebt haben. Garniert wie das Ganze mit interessanten Geschichten über berühmte Amerikaner aus Lippe. So wurde der gebürtige Barntruper Rudolph Blankenburg 1911 mit mehr als 100 000 Stimmen zum Bürgermeister Philadelphias gewählt. Die Brüder Fred und Augi Düsenberg aus Lemgo bauten in den "Vereinigten Staaten" Rennwagen und Alexander Bürger aus Detmold gab die erste Zeitung in Texas heraus. "Das ist ja spannend wie ein Krimi", zeigte sich Schütte begeistert. Ein so umfangreicher Informationspool sei einmalig in Nordrhein-Westfalen.
Enttäuscht zeigte sich Schütte hingegen über das offenkundige transatlantische Desinteresse der lippischen Gemeinden und des Kreises: "Es ist ein Trauerspiel, dass es in Lippe keine Partnerschaft mit einer amerikanischen Stadt gibt." Dabei habe Lippe eine große Auswandertradition und es gebe durchaus aktuelle Anknüpfungspunkte. Schließlich habe die Stadt New-Ulm im Bundesstaat Minnesota selbst ein großes Hermannsdenkmal und einen Verein, der sich gerade zum Jubiläum der "Varusschlacht" engere Kontakte in die Region wünsche.
Interessante Anstöße gab es für die Mitglieder des Netzwerkes anschließend bei Führungen durch das Staatsarchiv. Dazu zählte neben dem Blick in Auswanderunterlagen genauso der Besuch der aktuellen Ausstellung "Justiz im Nationalsozialismus". Oftmals seien Genealogen ja Einzelkämpfer, gab Schütte freimütig zu, doch in der Gruppe merke man häufig, dass der Austausch mit Kollegen sehr hilfreich sein könne.
Aus eben diesem Grund haben sich im Amerikanetz unterschiedliche Forscher zusammengeschlossen. Inzwischen existiert das Netzwerk seit nahezu fünf Jahren. Über diese Zeit hatte Friedrich Schütte den Posten als Chefkoordinator inne. Aus gesundheitlichen Gründen möchte der 74-Jährige jetzt aber etwas kürzer treten. So wurde auf der Tagung mit Michael Rosenkötter aus Beckum ein Nachfolger für diese Aufgabe präsentiert.
Wer mehr über lippische Amerika-Auswanderer wissen möchte, kann sich kostenlos im Internet informieren:
www.lippe-auswanderer.de

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