Daten und Fakten: Olaf Biere (36, links), Initiator der Internetdatenbank, und Dietmar Willer (71) mit den Passagierlisten der Auswandererschiffe. Foto: Kolm
Geschichten hinter Datensätzen
Dietmar Willer forscht über lippische Auswanderer
■ Lage (mkm). "Vivat Amerika!" Mit diesem Ausruf bestiegen im 19. Jahrhundert viele Menschen die Schiffe in Bremerhaven, die schwer beladen mit Weizen und Baumwolle aus der Neuen Welt kamen. Die so genannten Auswanderer begaben sich auf eine beschwerliche bis zu drei Monate lange Reise in Richtung New Orleans oder New York, weg aus dem "armen Deutschland", voller Hoffnung auf ein ganz neues, besseres Leben.
Dietmar Willer hat über 12 Jahre Nachforschungen in alten amerikanischen Passagierlisten, Archiven und Kirchenbüchern angestellt und herausgefunden, dass auch aus Lippe im 19. Jahrhundert ca. 20 000 Menschen den Weg nach Amerika gegangen sind.
"Ich habe selbst ein wenig Ahnenforschung betrieben, und da bin ich über die Geschwister meines Urgroßvaters gestolpert. Die waren plötzlich alle weg. Da hat mich das Fieber gepackt, und es kam die Frage auf: Wo sind die vielen Lipper geblieben?" Der 71-Jährige Willer hat nun gemeinsam mit dem gebürtigen Lagenser Olaf Biere und seinem Genealogischen Arbeitskreis eine Datenbank mit ca. 13 500 lippischen Auswanderern erstellt.
Über die eigens angefertigte Homepage kann man sich nun über die Herkunft und Ziele der Menschen informieren, die Lippe einst den Rücken kehrten. "In den USA ist das Interesse der Menschen an der eigenen Herkunft sehr groß. Aber auch die hiergebliebenen Nachfahren wollen über den Verbleib der Verwandten nachforschen können. Unsere Datenbank ermöglicht nun eine gezielte Suche nach Namen und Herkunftsorten", so Biere.
In Missouri
Winzer geworden
Vor allem aus dem Kalletal und Schwalenberg, den damals ärmsten Regionen Lippes, aber durchaus auch aus Lage und Umgebung stammen viele Auswanderer die es nach Missouri, Indiana, Illinois oder sogar in den Wilden Westen Amerikas verschlagen hat. "Das Spannende aber", sagt Dietmar Willer, "sind die Geschichten hinter den Datensätzen." Wie zum Beispiel die Geschichte eines armen Lippers, der nach Missouri ging und dort Winzer wurde. "Das ist für einen Lipper schon verrückt", meint Willer. Die Geschichten sind in langen Briefen an die Familie in der lippischen Heimat zu finden, in denen von der Reise und dem Leben in der neuen Welt berichtet wird. Einige gibt es auf der Auswanderer-Homepage nachzulesen.
"Unsere Arbeit ist übrigens lange nicht vollendet", sagt Olaf Biere." Wer Informationen über Auswandererfamilien aus Lippe oder deren Nachfahren hat, die nicht in der Datenbank zu finden sind, ist herzlich dazu aufgefordert, sich über die Homepage zu melden." Vielleicht finden sich ja sogar Informationen über einen in Vergessenheit geratenen Lagenser Revolverhelden im Wilden Westen
@www.lippe-auswanderer.de
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