Lippische Rose

 Auswanderung Lippe-USA 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

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Lippische Landeszeitung von Montag den 24 Dezember 2007

Dietmar Willer
Blick durch die Lupe:Viele Details der Passagierlisten sind für Dietmar Willer
erst unter dem Vergrößerungsglas zu erkennen.
Foto: Backe


Von Stefan Backe
Suche nach Lippern in Amerikas Heuhaufen

LZ-SERIE "Auf der Spur der Auswanderer": Dietmar Willer aus Almena leistete Pionierarbeit

Extertal-Almena. Sieben von zwölf Geschwistern waren wie vom Erdboden verschluckt. Das wurmte Dietmar Willer, dem auf der Suche nach seinen Vorfahren für die Zeit ab 1854 eine große Lücke drohte. Doch der heute 72-jährige Almenaer blieb hartnäckig und fand 1999 die Lösung - die Spuren führten nach Amerika. Ausgehend von der privaten Suche entwickelte sich Willer seitdem zu einem Experten für Auswanderer-Forschung in Lippe.
Wie viele Stunden er mit der Auswertung schier endloser Schiffs-Passagierlisten verbracht hat? Wie viele Nächte er die Daten der amerikanischen Volkszählungen des 19. Jahrhunderts nach lippischen Spuren durchsucht hat? Dietmar Willer kann und will diese Fragen nicht beantworten. Lieber erzählt er mit bescheidener Begeisterung von den Ergebnissen seiner Pionierarbeit, die auch in Fachkreisen großen Anklang gefunden hat.
Knapp 11000 Namen von Lippern, die zwischen 1800 und 1900 nach Amerika ausgewandert sind, umfasst momentan die Datenbank des Hobby-Genealogen. Eine Statistik, die in Verbindung mit dem Internetprojekt www.lippe-auswanderer.de des Arbeitskreises "Der Genealogische Abend" im Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe zu einer wahren Fundgrube für viele Familienforscher geworden ist.
Sozusagen ganz nebenbei hat natürlich auch der Stammbaum der Familie Willer von seiner Fleißarbeit im Archiv und am heimischen Computer profitiert. Zusammen mit anderen interessierten Verwandten hat der 72-Jährige immerhin rund 100 Namen des mittlerweile knapp 1000 Personen umfassenden Stammbaums von Julius Willer (1719-1772) in Amerika ausfindig machen können.
Unter anderem tauchten so auch sechs der sieben "verschollenen" Geschwister seines Urgroßvaters Karl Willer plus deren Nachfahren wieder aus der Versenkung auf. Hauptreiseziel der Auswanderer mit Wurzeln in Almena und Langenholzhausen war damals Warren County in Missouri. "Sie gingen zusammen mit weiteren Cousins zwischen 1854 und 1868 und haben sich vermutlich gegenseitig finanziell unterstützt", weiß Dietmar Willer heute.
"Meine Reisezeit ist vorbei" Dietmar Willer
Mit einigen der weit entfernten US-Verwandten steht er seit seinen ersten Nachfragen in lockerem Kontakt. "Das sind alles sehr nette Leute, die sich auch über meine Mails freuen. Aber an konkreten Forschungen zur Familiengeschichte haben sie leider kein Interesse", bedauert Willer. So seien für ihn in Amerika noch viele Fragen offen. "Ich weiß aber im Moment nicht, wo ich ansetzen sollte." Auch seine zeitweilige Mitgliedschaft in einem Ahnenforscher-Club in Missouri brachte ihm keine neuen Erkenntnisse.
Eine Forschung vor Ort kommt dabei für das Mitglied des Amerika-Netzwerkes Westfalen-Lippe und des "Genealogischen Abends" nicht mehr in Betracht. "Meine Reisezeit ist vorbei. Und früher hat mich Amerika als Ziel nie gereizt", sagt Dietmar Willer, der selbst auf eine abwechslungsreiche Vita zurückblicken kann.
Oft hätte nicht viel gefehlt, und aus dem Weltenbummler, der insgesamt mehr als ein Jahrzehnt im Ausland gelebt hat, wäre ein echter Auswanderer geworden. Aufgewachsen in Almena saß der gelernte Müller bereits 1960 im Alter von 25 Jahren zum ersten Mal auf gepackten Koffern. "Eigentlich wollte ich nach Kanada auswandern, aber das war zu dem Zeitpunkt leider nicht möglich", erinnert er sich.
Da Australien im Gegensatz dazu gerade neue Bewohner suchte, änderte Willer spontan seine Pläne. Zweimal lebte der Extertaler für jeweils rund zwei Jahre im Land der Kängurus. Doch Heimweh, die Arbeitssituation oder andere Gründe verhinderten ebenso wie bei weiteren, teils mehrjährigen Aufenthalten in Nigeria oder Israel, dass Dietmar Willer in der Ferne wirklich Wurzeln schlug.
So zog es ihn - im Gegensatz zu einem Teil seiner Vorfahren - immer wieder zurück nach Lippe. Zumindest in einem Punkt jedoch wandelte er einst annähernd auf den Spuren der Auswanderer. Denn ähnlich wie die Amerikafahrer im 19. Jahrhundert verbrachte Dietmar Willer während einer seiner Reisen nach Australien 1965 zehn Wochen auf See. "Ich hatte mir damals ganz bewusst die längste Schiffsfahrt ausgesucht - mit dem Frachter von Marseille nach Sydney."
www.lippe-auswanderer.de

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