Lippische Rose

 Auswanderung Lippe-USA 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

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Lippische Landeszeitung von Montag den 31. Dezember 2007


Vergangenheit und Gegenwart: In mühevoller Arbeit erfasst Simone Quadfasel die Daten aus den alten Langenholzhausener Kirchenbüchern in ihrem Laptop. FOTO: BACKE


Alte Daten zum Leben erweckt
Von Stefan Backe

LZ-SERIE „Auf der Spur der Auswanderer“: Simone Quadfasel digitalisiert ehrenamtlich Kirchenbücher

Am Ende dieser Reise in die Vergangenheit fließen schon einmal die Tränen. "Einige sind sehr euphorisch und weinen vor Glück, wenn sie vor dem ehemaligen Haus ihrer Vorfahren oder vor der Kirche stehen", berichtet Simone Quadfasel. Hat sich im Kalletal Besuch aus Amerika angekündigt, übernimmt die 34-Jährige die Rolle der Fremdenführerin. Schließlich ist sie beim Thema "Auswanderer" in ihrer Heimatgemeinde voll auf dem Laufenden.
Als Mitglied des Arbeitskreises "Der Genealogische Abend" im Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe hat sie sich in den vergangenen Jahren vor allem in Bezug auf die so genannte Amerika-Datenbank einen Namen gemacht. Mittlerweile umfasst dieses Internetprojekt 16 270 Lipper, die entweder selbst im 19. Jahrhundert ausgewandert sind oder zu einer Familie mit einem Emigrationshintergrund gehören.
Dass die familiären Verknüpfungen und sozialen Zusammenhänge mit jedem Namen in der Datenbank klarer werden, fasziniert Simone Quadfasel besonders. "Ich finde vor allem die Masse der Menschen interessant", betont die 34-Jährige. Dabei sieht sich die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau eher als Datenerfasserin denn als Forscherin. Mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Fähigkeit, teils unleserliche, alte Handschriften zu entziffern, trägt sie wesentlich zur Digitalisierung der relevanten Quellen bei.
Die Augen auf die teilweise mehr als 300 Jahre alten Handschriften gerichtet, die Finger auf der Tastatur ihres Laptops - in dieser Grundhaltung verbringt Quadfasel rund acht Stunden die Woche im Pfarrbüro der Kirchengemeinde Langenholzhausen. Durch private Ahnenforschung 2001 erstmals in den Kontakt mit den alten Kirchenbüchern gekommen, hat sie dort seit fünf Jahren die ehrenamtliche Aufgabe übernommen, die Listen elektronisch zu erfassen und damit für eine breite Öffentlichkeit zu erschließen.
Verbindungen nach Amerika
In fünf Jahren, so schätzt die verheiratete Frau, hat sie ihr großes Ziel erreicht. Bis dahin will sie alle Tauf-, Heirats- und Sterbeeinträge aus den noch vorhandenen Akten des Kirchspiels Langenholzhausen digitalisiert haben, um daraus ein so genanntes Ortsfamilienbuch entstehen zu lassen. Quasi als Nebenprodukt pflegt sie derweil einige Daten auch in die besagte Auswanderer-Datenbank des "Genealogischen Abends" ein.
Da Langenholzhausen im 19. Jahrhundert eine Auswanderer-"Hochburg" in Lippe war, ist dieser Teil ihrer Arbeit allerdings nicht zu unterschätzen. Allein der Auswandererführer Friedrich Reineking, der 1847 aus religiösen Gründen mit 111 weiteren Menschen aus dem Kirchspiel nach Amerika segelte und dort den Ort "Hermann" gründete (die LZ berichtete in der ersten Folge), verschaffte Simone Quadfasel in dieser Hinsicht reichlich Arbeit. Dabei bestehen knapp 150 Jahre nach der größten Auswanderer-Welle auch noch Verbindungen nach Amerika, die über die bloße Statistik hinausgehen. So pflegt unter anderem die Kirchengemeinde Langenholzhausen eine offizielle Partnerschaft zu der "Immanuel United Church of Christ", die im 19. Jahrhundert von den ehemaligen Nordlippern in Wisconsin gegründet worden war.
Durchschnittlich zwei bis drei Amerikaner im Jahr machen sich außerdem offiziell auf die Reise, um ihre Wurzeln in Langenholzhausen persönlich unter die Lupe zu nehmen. "Für 2008 haben sich schon jetzt zwei Besucher angekündigt. Darunter auch eine Reineking", berichtet Simone Quadfasel. Dann darf in dem beschaulichen Dorf wieder eifrig fotografiert werden. . .

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