Lippische Rose

 Auswanderung Lippe-USA 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

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Auswanderung aus Lippe - Einwanderung in die USA

Vivat Amerika! Mit diesem Ausruf auf den Lippen, glühenden Augen und voller Hoffnung machten sich zahlreiche Menschen aus der ‚alten Welt’ auf in die ‚neue Welt’. Beim Stichwort „Auswanderung“ assoziieren die meisten die Amerikaauswanderung im 19. Jahrhundert. In den 1820er Jahren wanderten ca. 60.000 Menschen aus Deutschland nach Amerika aus. Ihren Höhepunkt fand die Emigration nach der gescheiterten Revolution 1848. In den 1850er Jahren gingen bis zu 1 Millionen Menschen nach Übersee. Etwa 90% reisten in die USA, andere nach Kanada, Brasilien und Australien.
Warum die Menschen sich auf die lange beschwerliche Reise mehr oder weniger ins Ungewisse machten, ist unterschiedlich zu begründen. Vielfach spielten politische, religiöse und wirtschaftliche Motive eine Rolle, oft alles zusammen – wie heute eben auch. Die Verhältnisse im alten Europa schienen zu eng, um sich frei zu bewegen, demokratisch zu wirken und wirtschaftlich zu entfalten. Nach der ersten Auswanderungswelle folgten häufig die Verwandten, Freunde und Nachbarn den Pionieren in die neue Industrienation. Andere verließen heimlich das Land bzw. ohne dass die Behörden davon Kenntnis nahmen: Straffällige, Deserteure oder solche, die nicht wussten, dass sie dafür eine Genehmigung benötigten. Im Jahre 1846 hatte die Lippische Regierung rechtliche Grundlagen für das Verfahren der Auswanderung festgelegt und in den Landesverordnungen für das Land Lippe veröffentlicht (s. Landesverordnungen für das Land Lippe IX, S. 551).
Aus Lippe wanderten im 19. Jahrhundert etwa 20.000 Personen nach Amerika aus. Wie schwer es ist, exakte Zahlen zu ermitteln, erläutert Fritz Verdenhalven, der die Standardwerke über die Auswanderung aus Lippe nach Amerika schrieb. Viele verließen aus wirtschaftlichen Gründen das Land. Wie schon vorher die „Hollandgänger“ trieb die Armut und die mangelnden Verdienstmöglichkeiten die Lipper dazu, in anderen Ländern und Landstrichen ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Unter ihnen waren zahlreiche Arbeiter und Landwirte, aber auch Handwerker und Handelsgehilfen. Etwa 1.000 allein stehende Frauen mit und ohne Heiratsaussichten machten sich auf die Reise ins verheißungsvolle Land jenseits des Atlantiks.
Anhand der in Archiven aufbewahrten Dokumente kann deren Geschichte nachvollzogen werden. Forschungsliteratur informiert darüber hinaus über Auswanderungsmotive und Lebensumstände sowie Ergebnisse der Quellenauswertung.

Quellen zur Auswanderung (s.a. -> Literatur zur Auswanderung ):
Für die vorliegende Datenbank sind zunächst überwiegend amerikanische Quellen (Einwandererlisten, Passagierlisten u.ä.) von Herrn Dietmar Willer ausgewertet worden. Er glich diese Daten mit denen bei Fritz Verdenhalven (-> s. Literatur) ab und ergänzt sie mit Informationen aus Archivalien des -> Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe. Bei einer solchen Auswertung können nie 100% der vorhandenen Informationen berücksichtigt werden, und nicht immer liegen Quellen für alle Ereignisse der Vergangenheit vor. D. h., Personen, die hier nicht aufgelistet sind, gehörten evt. doch zu den Auswanderern. Denn etwa Familienmitglieder werden nicht in allen Dokumenten genannt.

Für die Auswanderungsforschung ist besonders das Schriftgut relevant, das aus Behörden stammt, die die Staatsangehörigkeit u.ä. regelten. Einschlägige Bestände sind v. a. folgende:
● Die allgemeine und innere Verwaltung der Regierung des Fürstentums Lippe (L 77 A):
Darin finden sich u. a. Auswanderungskonsense und Listen der Städte und Ämter über Ein- und Auswanderung.
● Die Ämterverwaltungen in den einzelnen Amtsbezirken (L 108) und späteren Verwaltungsämtern (L 109): Darin befinden sich u. a. Auswanderungslisten.
● Abteilung des Inneren der Regierung Lippes (L 80 Ia bzw. L 80.4), hierin v. a. Heimatscheine.

Darüber hinaus sind Personendaten v. a. in den Personenstandsbüchern (Kirchenbüchern, Kirchenbuchduplikaten Zivilstands- und Standesamtsregistern) zu finden (Bestände P 1-10).

Auf den Internetseiten der staatlichen Archive NRW finden Sie u. a. Informationen über die Bestände des Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe.

Dr. Bettina Joergens, Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

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