Lippische Rose

 Auswanderung Lippe-USA 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

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Personenstandsarchiv Detmold D72 Nachlaß Petri Nr. 11 Auswandererbriefe
Das transatlantische Lippe. Schicksale und Verhältnisse der nach Nordamerika ausgewanderten Lipper.
Abschrift Simone Quadfasel

Brief 11

Liebe Mutter!

Ich thue Euch schreiben und vielmals grüßen. Ach, wüßte ich doch, wie es Euch geht! Ihr könnt leicht denken, wie sehr mich darauf verlangt, denn wir haben schon lange auf Euch gehofft. Wir wurden gewahr, das zu Ingeston viele Schiffe angekommen wären, da machten wir uns auf den Weg nach Indian-Point, um Euch da in Empfang zu nehmen, aber wir fanden Euch nicht, was uns sehr leid that. Ach liebe Eltern, ach wüßtet Ihr, wie gut wir es hier haben, denn wir haben ein großes Haus, 25 Acker Land, was zu graben ist, wie ein Garten, und das schöne Wasser vor der Thür, und 25 Acker Holz in einer Fläche, und das schöne Vieh, Kühe und Schweine. Nun, Eltern, Ihr braucht nicht zu denken, daß wir Euch Unwahrheiten schreiben. Liebe Mutter, bring mir doch einen Buttertopf und einen Schmandttopf und einige Schalen mit, auch ein paar Kleider und 6 Mützen; Du weiß ja wol wie ich mich kleide. In Schuhen verseht Euch gut, sie sind hier auch zu haben, aber nicht so gut. Hauptsächlich bringt Leinn mit; Baumwolle und Kattun ist hier auch, aber kein Leinen ist hier. Bringt das Küchgeräth mit, denn das ist hier sehr theuer. Liebe Mutter, mit fehlt schon nichts, ich habe alles, was ich bedarf, nur wenn ich Vater und Mutter erst hätte, dann wäre ich ganz glücklich. Ach, hätten wir doch Gottlieb mitgenommen, denn er sollte mir Kälber wehren, und den Tag auf die Jagd gehen. Lieber Bruder, ich hoffe, daß Du kommst, denn Du brauchst hier nur vier Stunden zu arbeiten, und andere Zeit kannst Du auf die Jagd gehen: Bring Dir eine gute Doppelflinte mit. Liebe Eltern, wie könnt Ihr Gott danken, daß Ihr mich, Euer Kind, so gut abgegeben habt. Wenn es nur alle meine Geschwister so gut hätten, und meine Freunde, Nachbarn und Bekannte. Bringet eine kleine Stanne mit. Ihr Lieben, laßt Euch nicht vor der Schiffsreise abschrecken, denn sie ist einem Schauspiel gleich.

Lebet wohl! Es grüßet Euch Charlotte Dreier
Lebet wohl, Lebet wohl, Lebet wohl! bis auf Wiedersehen.

Charlotte Dreier (Hausmann)
* 1799 (v) Bösingfeld (?)
Herkunft: Bösingfeld Nr.135
Lebensphasen:
23.10.1845 Antrag, Lippe
1848 Auswanderung in die, USA
1848 Einreisehafen, Texas, Schiff: Creole
1848 angegebenes Ziel, Texas
1880 Volkszählung USA, Precinct 1, De Witt (Texas)

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