Lippische Rose

 Auswanderung Lippe-USA 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

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Personenstandsarchiv Detmold D72 Nachlaß Petri Nr. 11 Auswandererbriefe
Das transatlantische Lippe. Schicksale und Verhältnisse der nach Nordamerika ausgewanderten Lipper.
Abschrift Simone Quadfasel

Brief 13

Newyork, 31.12.47

Lieber Fritz!

In meinem Schreiben, welches Fritz Althof Dir gesendet, wirst Du, falls der Liverpoolsteamer eine glückliche Reise gehabt und Du sein Schreiben bekommen, gelesen haben, daß ich die Stelle eines Organisten in Brooklyn vertreten habe. Meine Stellung hat sich aber seitdem wiederum geändert, und fungire ich seit 14 Tagen als Schulmeister der englischen und deutschen Sprache, dem noch der Unterricht im Clavierspiel obliegt in Princeton, welcher besagter Ort sich im Staate New-Jersey befindet und durch den General Washington, welcher in der Gegend 1777 die Schlacht der amerikanischen Unabhängigkeit gefochten etc. etc. in der Weltgeschichte einigen Namen hat. Es ist, so zu sagen, eine Stadt mit 2-3000 Einwohnern, der Sitz der Wissenschaft von New-Jersey und rem arquable [?], weil ein Collegium und ein Seminar für Theologie beflissene sich dort befindet etc. etc. (inquit). Das Nähere über Princeton wirst Du, wenn Dir daran gelegen, in irgend einem Geschichtswerke, wo hoffentlich die Lage, Clima, Beschaffenheit des Bodens und die Cultur der Menschen etc. mit eingeflochten, erfahren können; nur in Knigges Umgang mit Schafsköpfen wirst Du vergebens forschen.
Du wirst wahrscheinlich, plein d´admiration, fragen: Aber mein Gott, der Brief ist ja von New-York datirt.“ Die Frage ist natürlich und gerecht, löst sich aber sehr bald. Es sind ja Festtage, die ich benutze um im Familienzirkel der Althof´s, besser wäre besser, meines Daseins mich zu freuen. – Ich komme an, Fritz Althof erbietet sich mir, falls ich schreiben wolle, einen Brief, per couvert, zu besorgen. Was ist nun natürlicher, als daß ich die Gelegenheit beim Schopf ergreife, und im Comptoire selbst, denn morgen schon geht die „Hibermia“, die Zeilen, die Du vor Dir siehst, Dir schreibe. Du wirst neugierig sein, etwas Spezielles von meiner Stellung etc. zu erfahren. Les vodla. Ich habe boarding and waching, (was man im Deutschen wie frei Essen, Trinken (Wasser, so viel man nur immer will!) und Wäsche, welches letztere hier hoch anzuschlagen ist, und 300 Dollar für solches, oder dafür, habe ich täglich 3 Claverlectionen, eine französische und eine deutsche Lection zu geben, die von Morgens 8 - 1 abgemacht sind. Die Nachmittage und Abende habe ich für mich und hoffe einige von den mir noch übriggebliebenen Stunden durch Privatlectionen noch zu besetzen. Die Aussicht ist da, ich meine Leute, die Musiksinn und Sprachsinn etc. mit den gehörigen Mitteln verbinden. Quoad deus bene vertat!! Montag den 3. Jan. 1848 gehe ich per rail-road (Eisenbahn) wieder zurück nach meinem Eldorado und blase in die 20 füßige Posaune [?] per Zeitung. Vielleicht bekomme ich auf diese Weise Schüler. Vorläufig bin ich aber nicht verlassen, ich athme frei, habe keine Nahrungssorgen und dreihundert Dollars außerdem. Bene! Der Unglücksstern verliert seine Kraft und wirft nur noch einen schwachen Schein auf sein Opfer. Das Institut steht unter der Leitung eines Herrn Pratt (dessen ganzer Name Mr. David Pratt) zwei wissenschaftlich gebildeten und eines musikalisch und sprachlich, linguistisch gebildetem Individuo, that am I, pour mort obediens servide und 32 unerzogenen Jungen (bogs benannset). Sich einen Begriff von dem Zustande der Schule, Schüler und sonstigen gerade auf Schulwesen, Ordnung und Disciplin der Unterrichtsgegenstände etc. zu machen, dazu gehörten Bogen Papiers, und die habe ich gerade heute nicht zu vergeuden, jedoch wird Dir Onkel Althof oder Hermann, die, so Du schon erfahren haben wirst, wieder in die Deutsche Heimath zurückgehen werden, Einiges darüber zukommen lassen. Gesund und wohl bin ich und hoffe dasselbe von Dir und den Unsrigen. Euch alle rufe ich ein „Prosit Neujahr“ mit den üblichen Segenswünschen zu. Möge etc. des Segens Füllhorn über Euch der Himmel ausbreiten. Nota bene bis jetzt habe ich noch keinen Brief bekommen! Schicke, lieber Fritz, diesen Brief an die Eltern, Vater und Mutter, so wie die Geschwister und Bekannte, sie werden auf einen Brief schon gewartet. Die Familie Althof grüßt und erfreut sich des besten Wohlseins. – Meine „Prosit Neujahr“ sende ich nochmals allen Deutschen Bekannten.
Dein transatlantischer Bruder August.

Begleitschreiben 2

Euer Hochwohlgeboren,
habe ich die Ehre anliegend die Abschrift eines Briefes von einem jungen Manne hier aus der Gegend, welcher im vorigen Jahr nach Amerika auswanderte über … [?], das Orig. werde ich den Bruder des ersteren wieder zurück geben. Falls Sie nun dieses Schreiben noch wollen gelegentlich in Ihre Blätter aufnehmen, so wird mir solches recht angenehm sein und habe ich recht sehr darum bitten wollen, empfehle mich euch
Lage den 12 Febr 1848 [Name nicht lesbar]

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